Von der Liberey zum digitalen Ort

Die Historische Bibliothek der Stadt Bad Windsheim stellt als Denkmal von nationaler Bedeutung einen besonderen Kulturschatz dar, der Wissenschaftler·innen durch Vorlage von Bibliotheksgut und anderen Interessierten durch Führungen offensteht. Damit folgt sie auch heute noch der Gründungsintention von 1559, als der Rat der freien Reichsstadt festlegte, dass die "Liberey" jedermann als Studien- und Forschungsort dienen solle. Leider haben die Jahrhunderte dem 1617 vollendeten Bibliothekszweckbau und seinen Beständen ihren Stempel aufgedrückt: Die Statik geriet ins Wanken, Gebäudeklima und Schädlinge setzten den Büchern zu. 

Der Buchbestand, der in seinen Anfängen auf das 1291 gegründete Windsheimer Augustiner-Eremiten-Kloster zurückgeht, umfasst Handschriften, Inkunabeln und Druckwerke vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Ankäufe und Zustiftungen erfolgten bis 1802. Als Wissensgebiete vertreten sind Theologie, Geschichte, Philologien, Rechts- und Naturwissenschaften, arrondiert durch einige Individualnotendrucke und Musiksammelwerke des frühen 17. Jahrhunderts. Die Bestände sind in einschlägigen Fachportalen vertreten – bislang aber ohne Bildmaterial. Nun wird die Gebäudesanierung genutzt, um in einem dreijährigen Projekt im BKM-Sonderprogramm die rund 5.400 Bände an der Mikrobiologischen Sicherheitswerkbank trockenzureinigen, eine einfache Schadenserfassung durchzuführen und entsprechend der jeweiligen Schadensbilder erste Maßnahmen umzusetzen: Nach der Rückkehr in ihre originalen Holzrepositorien werden stark verzogene Einbände durch passgenaue Schutzbehältnisse gesichert. Besonders dicke Bücher mit eingesunkenem Block werden durch Buchschuhe gestützt. Im Rahmen einer Digitalisierungsvorbereitung werden korrodierte, lose Metallbeschläge und -schließen behandelt, wenn nötig fixiert und als Einbandsicherung instandgesetzt. Damit ist der Weg zu weiteren, bedarfsgerechten Restaurierungen und zu einer schonenden digitalen Präsentation bereitet.