Zahlen und Fakten
Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek hat 2022 die Bibliothek der Grafenfamilie Schimmelmann als Dauerleihgabe von der Stiftung Schloss Ahrensburg übernommen. Der Begründer der Bibliothek, Heinrich Carl von Schimmelmann (1724–1782), war ein deutsch-dänischer Kaufmann, Sklavenhändler und -halter, der in den dänischen Grafenstand erhoben wurde und als Finanzberater der dänischen Krone fungierte. Durch den Sklavenhandel sowie den Export von Baumwollprodukten und den Import von Zucker wurde er im 18. Jahrhundert zu einem der reichsten Männer Nordeuropas.
Im Kontext der Erforschung und Aufarbeitung des Kolonialismus ist der Nachlass der Familie von Schimmelmann von großem Interesse. Heinrich Carl gilt als eine der Symbolfiguren des dänischen Sklavenhandels; sein Sohn Heinrich Ernst setzte sich später für die Abschaffung der Sklaverei unter dänischer Flagge ein. Die Nachlassbibliothek gewährt Einblicke in die kolonial-imperialistischen Denkweisen zur Zeit der Aufklärung.
Der Bestand umfasst 916 Bände aus der Zeit von ca. 1650 bis 1900, die von Belletristik über Theologie bis zu Geografie und Naturkunde reichen. Gerade die späteren Bände spiegeln die Interessen der einflussreichen Familie; zahlreiche Widmungen und Eigentumsvermerke verdeutlichen ihr überregionales Beziehungsgeflecht. Eine Nutzung der verschmutzen und zum Teil mit Schimmelsporen kontaminierten Bände war bislang jedoch nicht möglich. Deshalb wurden die Bücher im BKM-Sonderprogramm gereinigt und dekontaminiert. Zudem erhielten 415 fragile Bände eine neue Schutzverpackung.