Zahlen und Fakten
Bei dem sogenannten Tranquebar-Archiv handelt es sich um den erhalten gebliebenen Teil des von den Missionaren der Dänisch-Halleschen Mission im südindischen Tranquebar (heute Tharangambadi) im 18. Jahrhundert angelegten Archivs. Der Bestand umfasst die Korrespondenz der Missionsleitung in Halle, Dänemark und England sowie von Unterstützer·innen der Mission inner- und außerhalb Deutschlands mit den Missionaren. Ferner enthält er Unterlagen zur Ordination indischer Mitarbeiter·innen, Tagebücher und Berichte der Missionare sowie Protokolle zu Missionskonferenzen zwischen 1706 und 1830. Damit stellt der Bestand eine einzigartige Quelle zur Geschichte der ersten protestantischen Mission dar. Das Archiv wurde Ende des 19. Jahrhunderts von den Missionaren der Leipziger Mission in Tharangambadi wiederentdeckt und nach Leipzig verbracht.
Durch unsachgemäße Lagerung und ungünstige klimatische Bedingungen in lndien wies der Bestand schon damals erhebliche Schäden auf. Die Hauptproblematik lag in den Tintenfraßschäden, die zur teilweisen Fragmentierung der Handschriften geführt hatten. Verschärft wurde das Problem durch eine unsachgemäße Verpackung, weshalb die Benutzung der Archivalien nicht möglich war. Die Bearbeitung im BKM-Sonderprogramm umfasst die Trockenreinigung, Nassbehandlung, Entsäuerung und Papierstabilisierung sowie die Neuverpackung der Dokumente. Die Restaurierung der Archivalien soll deren Nutzung umfassend ermöglichen sowie neue Zugänge und Forschungsperspektiven eröffnen, die nicht zuletzt aus der aktuellen Postkolonialismusdebatte erwachsen.