Mit erneut hohem Fördervolumen unterstützen die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Kulturstiftung der Länder (KSL) in diesem Jahr 113 Projekte, die dem Verlust des kulturellen Gedächtnisses entgegenwirken. Denn bundesweit sind schriftliche Originale durch Schimmel, Säurefraß oder falsche Lagerungsbedingungen gefährdet. Der Bedarf in den Einrichtungen ist auch daran erkennbar, dass die eingegangenen Anträge dieses Jahr die vorhandenen Mittel bei weitem überschritten.

KEK-Modellprojektförderung 2021

Bundesweit starten 28 einjährige und sieben mehrjährige Modellvorhaben zur Bearbeitung herausragender Einzelstücke, zur Notfallvorsorge und zum Kompetenzaufbau in den Einrichtungen. Das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin wird seine Akten des Archäologen Heinrich Schliemann (1822–1890) konservatorisch bearbeiten. Die Dokumente zur komplexen Erwerbungsgeschichte der Troja-Sammlung werden damit langfristig gesichert. Die Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns in München wird ein Konzept zu Bestandserhaltungsboxen für den Alltag entwickeln. Die Boxen sollen auf den Schreibtischen der Mitarbeitenden in Archiven bereitstehen, um bei der Bearbeitung von Akten direkt kleinere Schäden wie Knicke beheben zu können. Die Kustodie der Kunstsammlung der Universität Leipzig wird einzigartige Zeugnisse einer Weltumseglung sichern: Der wissenschaftlich-zeichnerische Nachlass von Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenau (1768–1857) wird umfassend restauriert. Im dreijährigen KEK-Modellprojekt werden die Zeichnungen mit handschriftlichen Notizen des Entdeckers für die Zukunft geschützt.

historische Zeichnung
Wilhelm Gottlieb Tilesius von Tilenaus Illustration eines Großauges ist die erste naturwissenschaftliche Beschreibung der Tierart, die in den Gewässern vor Japan heimisch ist. © Marion Wenzel

BKM-Sonderprogramm 2021

78 Projekte werden in diesem Jahr über das BKM-Sonderprogramm zum Erhalt des schriftlichen Kulturguts gefördert. Die BKM stellt hierfür rund 2 Mio. Euro bereit. Wertvolle und unersetzbare Bestände werden damit zugänglich und bleiben für folgende Generationen erhalten. Die Bayerische Staatsbibliothek in München zum Beispiel sichert einzigartige Zeugnisse der Architekturgeschichte des Nationalsozialismus: Die Pläne aus dem Nachlass des Ehepaars Paul Ludwig Troost (1878–1934) und Gerdy Troost (1904–2003) werden umfassend restauriert. Einmalige Dokumente des Münchner Architekturateliers Troost, zu dessen Werken auch das "Haus der Kunst" zählt, können im Anschluss wieder genutzt werden. Das Transparentpapier der großformatigen Zeichnungen ist über die Zeit versprödet. Die gerollte Lagerung hat den handgezeichneten Plänen ebenfalls zugesetzt. Im Projekt werden die Verformungen geglättet und Risse geschlossen, um stärkere Schädigungen bei einer späteren Nutzung zu verhindern. Eine Lagerung in Planschränken wird die Objekte langfristig schonen.

Das Stadtarchiv Hildesheim reinigt und verpackt Akten aus dem 19. Jahrhundert, die aufgrund ihrer physischen Beschaffenheit besondere Erfordernisse stellen: Der Bestand zum Stadtgericht umfasst sehr dicke Aktenbündel mit Fadenheftung oder umfangreiche Amtsbücher, die bis zu 28 cm dick sind. Für eine fachgerechte Lagerung müssen Sonderanfertigungen erstellt werden. Vor Verpackung werden die Archivalien trockengereinigt. Dies übernehmen Studierende des Fachs Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch und Graphik der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, die kurzfristig als Projektkräfte eingestellt werden.