Die globalen Entwicklungen der letzten Monate haben es gezeigt: Notfälle treten schneller ein als gedacht. In Zeiten des Klimawandels prognostizieren führende Expert·innen einen rasanten Anstieg von Extremwetterereignissen. Überschwemmungen wie im Sommer 2021 sind eine wachsende Gefahr – nicht nur für Menschen, sondern auch für schriftliches Kulturgut. Hinzu kommen Brände und Hitzewellen. Parallel stellt sich die Frage nach Kulturgutschutz im Angriffsfall seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit besonderer Dringlichkeit. In allen Fällen zeigt sich: Die digitale und persönliche Vernetzung ist im Notfall essenziell.

Die KEK hat die Notfallvorsorge jedoch nicht erst kürzlich entdeckt. In der Modellprojektförderung werden seit 2010 Vorhaben wie die Anschaffung von Notfallboxen oder die Durchführung von Workshops unterstützt. An der Schnittstelle von Bund, Ländern und Kommunen ist die KEK mit den Jahren zur Multiplikatorin geworden. Besonders deutlich wird dies an ihrer Einbindung in den Fonds Aufbauhilfe 2021, der von der Bundesregierung als Reaktion auf das Jahrhunderthochwasser eingerichtet wurde. Einbringen konnte Dr. Ursula Hartwieg, die Leiterin der KEK, ihre Expertise insbesondere beim Thema Notfallcontainer. "2019 haben wir ein Modellprojekt des Historischen Archivs der Stadt Köln gefördert, in dem ein solcher Container entwickelt wurde", so Hartwieg. "Der Notfall-Abrollbehälter ist für die Erstversorgung von Kulturgut bestens geeignet und soll nun bundesweit angeschafft werden."

Alle Notfalldaten an einem Ort

Praktisch war die KEK also schon länger aktiv, digital schlägt sie nun ein neues Kapitel auf. Eine interaktive Notfallverbundkarte soll sowohl informieren als auch vernetzen, über Kommunen- und Spartengrenzen hinweg. Sie visualisiert Anzahl und Lage von aktuell 54 Notfallverbünden in Deutschland, außerdem abrufbar sind Daten zu den beteiligten Einrichtungen. Über eine Facette lassen sich die Verbünde nach Kategorien wie Archiv, Bibliothek oder Forschung filtern. Die Entwicklung ab 1995 bildet ein Zeitstrahl ab und auch die KEK-Förderungen lassen sich per Filter anzeigen.

Screenshot Notfallkarte

Die Angaben auf der Karte stammen aus dem Pool des Projekts SiLK – Sicherheitsleitfaden Kulturgut, das bundesweit für die Erhebung und Pflege der Daten zuständig sind. Die Website notfallverbund.de, die von SiLK betrieben wird, bietet ausführliche Informationen zum Thema. Weil in den Verbünden viel Bewegung ist, wurden die Daten im Rahmen der technischen Entwicklung noch einmal mit SiLK und anderen Akteur·innen validiert, allen voran dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Ab Launch im Mai 2022 werden sie im Halbjahrestakt aktualisiert, man ist also auf die Zuarbeit der Notfallverbünde angewiesen. "Wir hoffen, dass die Karte auch die Bewusstseinsbildung fördert", meint Ursula Hartwieg. "Neugründungen unterstützen wir mit aller Kraft, denn die Karte zeigt ja auch, dass es noch viele weiße Flecken gibt." 

Um die Notfallverbundkarte bekannt zu machen, läuft seit dieser Woche eine Social-Media-Kampagne unter dem Hashtag #notfallkarte. Bei aller Freude über die digitale Vernetzung schwingt natürlich auch die Hoffnung mit, es werde nicht so bald zum Notfall kommen. Die globalen Entwicklungen lassen jedoch keinen Zweifel: Für die Notfallvorsorge kann nie genug getan werden.