Im August 2011 wird die KEK als Bund-Länder-Projekt offiziell gegründet. Die Initiative hatte der damalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann ergriffen und im Vorfeld mehrere Runde Tische zum Schutz gefährdeten schriftlichen Kulturguts mit Vertreter·innen aus Politik und Fachwelt angesetzt. Im Ergebnis ist die länder- und spartenübergreifende Koordinierungsstelle bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet und an der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelt worden. 

Bestandserhalt und Forschung

Die KEK war ein kulturpolitisches Novum: Bis zur Gründung hat es in Deutschland keine vergleichbare Initiative zur nationalen Koordinierung des Originalerhalts gegeben. Nicht zuletzt aus diesem Grund war die Laufzeit der KEK vorerst auf fünf Jahre begrenzt. Auf Basis einer Evaluation sollte danach über die Weiterführung entschieden werden.

grüner Gewebeeinband
Rund 2.200 Bücher mit Einbänden aus Samt, Kaliko oder Leinen waren beschädigt worden. © Susanne Marschall

Kernaufgabe der KEK in der ersten Projektphase war die Erarbeitung einer nationalen Strategie für die dauerhafte Bewahrung von Handschriften, Akten und Drucken. Neben einer Schadens- und Gefährdungsbilanz zu schriftlichem Kulturgut sollte diese Strategie konkrete Empfehlungen zu Aufgaben, Arbeitsschwerpunkten und Organisation für alle Verantwortungsebenen enthalten.

Die Förderung ausgewählter Modell- und Vorzeigeprojekte in Bibliotheken, Archiven oder Museen hat zur Entwicklung des Gesamtkonzepts aktiv beigetragen. So enthält das Strategiepapier, das schließlich 2015 als Bundesweite Handlungsempfehlungen veröffentlicht wurde, z. B. konkrete Empfehlungen zum Forschungsbedarf.

Das KEK-Modellprojekt der Herzogin Anna Amalia Bibliothek (HAAB) in Weimar hat diesen Bedarf exemplarisch verdeutlicht: Im 2011 realisierten Vorhaben wurden systematisch Methoden und Materialien für die Mengenbehandlung von brandgeschädigten Gewebeeinbänden entwickelt. Heute steht für die konservatorische und restauratorische Mengenbehandlung von Schriftgut in Weimar eigens eine akademische Lehrwerkstatt zur Verfügung. Sie wurde 2019 in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim eingerichtet, die bereits 2011 als Kooperationspartnerin im KEK-Modellprojekt beteiligt war. Diese Entwicklungen haben die Infrastrukturen zur Rettung des schriftlichen Kulturguts wirksam gestärkt.