Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Weimar, Deutschland
Jahr
2011
Förderlinie
Kategorie
Materialität
Fördersumme
30.000,00 Euro

Es ist wohl das Schlimmste, was einer Bibliothek passieren kann: Ihre wertvollen Bestände gehen in Flammen auf. Diese Katastrophe spielt sich 2004 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar ab. 50.000 Bücher gehen bei einem Brand für immer verloren, eine noch größere Zahl wird teilweise schwer beschädigt. Die Bilder des Brands gehen durch die Medien und sind ein Weckruf, der die Gefährdungen schriftlichen Kulturguts vor Augen führt. Auch für die Gründung der KEK liefert der Vorfall einen entscheidenden Impuls. Bei Notfällen dieser Art ist nicht nur das Feuer selbst eine Bedrohung, auch durch das eingesetzte Löschwasser, Rußpartikel und die anschließende Bergung der Bücher entstehen Schäden, die restauratorisch eine große Herausforderung
darstellen.

grüner Gewebeeinband

Es liegt daher nahe, dass die Bibliothek 2011 bei der neu gegründeten KEK ein Modellprojekt beantragt, das sich mit der Erforschung von Methoden und Materialien für die Behandlung von brandgeschädigten Gewebeeinbänden befasst. Rund 2.200 teilweise unikale Bücher aus dem 17. bis 20. Jh. mit hochwertigen Einbänden aus Samt, Kaliko, Leinen oder Moleskin sind bei dem Brand beschädigt worden. Um sie wieder benutzbar zu machen und die originale Substanz zu erhalten, müssen sie schonend von Schmutz befreit werden, Fehlstellen mit geeignetem Material ergänzt und Deformierungen vermindert werden. Wie lassen sich beispielsweise hartnäckige Überreste von Löschmitteln entfernen, wenn wegen der Schimmelgefahr kein wässriges Reinigungsverfahren genutzt werden kann? Fragen wie diese werden innerhalb des Projekts erforscht und entsprechende Verfahren entwickelt, die im Anschluss an einer großen Menge von Büchern anwendbar sind. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim durchgeführt. Studierende der Konservierung und Restaurierung in der Studienrichtung Schriftgut, Buch und Grafik können an der 2008 in Weimar-Legefeld eingerichteten Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut wertvolle Erfahrungen sammeln. Im Jahr 2019 intensivieren die Einrichtungen ihre Kooperation und bauen den Standort zu einer akademischen Lehrwerkstatt für konservatorische und restauratorische Mengenbehandlung von Schriftgut aus.