Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Wittenberg, Deutschland
Jahr
2023
Förderlinie
Kategorie
Gattung
Materialität
Überlieferungssegment
Fördersumme
6.880,00 Euro

Die Wittenberger Ordinandenbücher stehen symbolhaft für die Entstehung der lutherischen Konfession und die Ausbildung eines landesherrlichen Kirchenregiments im 16. Jh. Voraussetzung für ein evangelisches Pfarramt waren seit der Trennung von Rom ein theologisches Examen und die Ordination auf die Bekenntnisschriften. Seit 1537 fand die Ordination der evangelischen Pfarrer für die Territorien und Städte des Schmalkaldischen Bundes ausschließlich in Wittenberg statt, das als Zentrum des Luthertums Studenten aus halb Europa anzog.

Die Dokumentation der rund 7.000 Ordinationen erfolgte in elf Registern, die ohne Unterbrechung bis zur Aufhebung der Universität 1816 geführt wurden. Sie spiegeln Wittenbergs Stellung als internationale Drehscheibe in der protestantischen Ämterbesetzung. In den 90er-Jahren des 16. Jh. kam die Hälfte der angehenden Prediger aus dem mitteleuropäischen Raum, von denen wiederum viele eine Anstellung in den österreichischen Territorien fanden.

Die Ordinandenbücher wurden wegen der großen Bedeutung für die Reformationsgeschichte sowie der Fülle einzigartiger biografischer und ortsgeschichtlicher Daten jahrhundertelang intensiv genutzt und weisen daher erhebliche Gebrauchsspuren auf. Eine frühere feuchte Lagerung führte überdies zu Tintenfraß, Schimmelbefall und Papierzerfall. Nachdem die besonders schwer betroffenen ältesten Bände schon früher mit Eigenmitteln der Kirchengemeinde restauriert worden waren, wird im KEK-Modellprojekt die Benutzbarkeit der sechs Folgebände (1590–1816) wiederhergestellt. Eine umfassende Trockenreinigung beugt der weiteren Ausbreitung von Schimmel vor. Zudem wird der Substanzverlust gestoppt, indem beschädigte Blätter angefasert, Risse geschlossen, lose Seiten und Einbandbestandteile befestigt und Bindungen ausgebessert werden.