Zahlen und Fakten
Farbfraß beschreibt ein Schadensbild, das durch schwermetallionenhaltige Farbmittel entsteht. Bekanntes Beispiel ist der Grünspan: Dieser Kupfersatz wurde vor allem in Ölgemälden der Renaissance verwendet, damals eines der wenigen bekannten grünen Pigmente. Kupferacetat lässt Papier und Pergament nicht nur brüchig werden, sondern verursacht auch Fehlstellen. Dieser als Farbfraß bekannte Einflussfaktor stellt für Expert·innen der Bestandserhaltung eine große Herausforderung dar, auch im Bibliotheksbereich. Nicht selten ist es ein gravierendes und komplexes Problem, das besonders handkolorierte Prachtbände betrifft.
Im Rahmen der Förderung wurden ausgewählte Bücher des Rara-Bestands und der Handschriftensammlung der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) systematisch auf Farbfraß hin untersucht. Eines davon war der reich illustrierte "Grundtliche Bericht unnd Ordnung der gebis, wie ein jedes nach eines Jeden Pferds Art und eigenschafft von Jugendt auf sol gebraucht werden" (1576), in dem Stallmeister Georg Engelhard von Löhneysen (1552–1622) Prunkgeschirre und -sättel seiner Zeit präsentiert. Das "gebis" im Titel bezeichnet das Mundstück des Zaums bzw. das dazugehörige Eisenwerk. Ziel des Projekts war es, das Schadensbild näher zu charakterisieren und eine Matrix von Schädigungsgraden zu entwickeln. Außerdem wurde versucht, die Schädigung der Bücher im Kontext ihrer historischen Lagerungsbedingungen zu bestimmen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf botanischen Bände, da Abbildungen von Pflanzen in Grüntönen besonders häufig betroffen sind. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen in einem Folgeprojekt genutzt werden, um Methoden zur chemischen Behandlung zu entwickeln und fragile Abbildungen restauratorisch zu stabilisieren.