Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Hannover, Deutschland
Jahr
2011
Förderlinie
Kategorie
Träger
Gattung
Materialität
Fördersumme
10.000,00 Euro
Archiv Wasserschaden
Aktenbündel im Leineschlamm 1946

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs befand sich das Staatsarchiv Hannover (heute Niedersächsisches Landesarchiv) in einem katastrophalen Zustand: Das Gebäude war im Krieg stark beschädigt worden, vermutlich gingen bis zu 20 % der damaligen Bestände verloren. Doch es kam noch schlimmer: Im Februar 1946 drang das Leinehochwasser mit einer Höhe von bis zu 2,20 Meter in das Gebäude und zog eine Spur der Verwüstung nach sich.

Das Hochwasser richtete zahlreiche Folgeschäden am schriftlichen Kulturgut an. Neben flächendeckendem Schimmelpilzbefall führten harte Schlammkrusten zu Verblockung, sodass sich Akten nicht mehr öffnen ließen. Weitere Schäden umfassten Verformungen, ausgeblutete Schrift und Tintenfraß. Zu den am schwersten betroffenen Objekten zählten drei Bestände zur napoleonischen Herrschaft in Nordwestdeutschland. Die kurze Epoche von 1806-1813 hinterließ vielfältige Spuren in Staat und Gesellschaft. Der singuläre Aktenbestand im Landesarchiv macht die Verwaltungsstrukturen unter der französischen Herrschaft nachvollziehbar und stellt für die Forschung eine maßgebliche archivalische Quelle dar. Doch nach dem Hochwasser waren sie 70 Jahre lang nicht oder nur sehr eingeschränkt benutzbar. Kenntnisse über diesen Zeitraum beruhen daher weitgehend auf überholten Forschungsansätzen oder veralteten Urteilen.

Reinigung an der Sicherheitswerkbank
Schlamm- und Schimmelschäden unter der Sicherheitswerkbank

Im Rahmen eines KEK-Modellprojekts wurden die napoleonischen Bestände 2011 als Ganzes in den Blick genommen und erstmals ein Restaurierungskonzept erstellt. 90 % mussten in die am schwersten betroffene Kategorie eingeordnet werden. 2016 begann die eigentliche Restaurierung, in deren Verlauf neue Methoden erprobt und der Workflow verbessert wird. 2021 wurde die Restaurierung des Teilbestands "NL HA Hann. 51 Französische Besitznahme (1806-1810)" erfolgreich abgeschlossen. Die zwei Teilbestände "Hann. 52" und "Hann. 53" werden in den kommenden fünf Jahren parallel restauriert.