
Zahlen und Fakten
Die Stiftung Moses Mendelssohn Akademie in Halberstadt vermittelt jüdische Geschichte und Kultur an die regionale Öffentlichkeit. 2018 vermachte ihr einer der Stifter, Manfred Wolff, ein historisches Bücherkonvolut, das auf seinen Adoptivvater Ernst Wolff zurückgeht. Letzterer war einer der wenigen Juden, die den Holocaust in Berlin überlebten. Nach Ende des Kriegs war Wolff an der Wiederaufnahme des Gottesdienstes in der Jugend- und Wochentags-Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg beteiligt. Die Synagoge war während der letzten Kriegsjahre von NS-Aktivist und Kunsthändler Rudolf Sobczyk für den Handel mit konfisziertem jüdischen Kulturgut missbraucht worden. Das von Manfred Wolff gestiftete Bücherkonvolut enthält Werke, die von Sobczyk gehandelt worden waren.
Unter den 3.500 Büchern und 8.000 losen Blättern befinden sich auch zahlreiche private Fotografien, Briefe und Notizen. Erste Untersuchungen haben ergeben, dass die Bücher Jüdinnen und Juden gehörten, die aus Berlin deportiert worden waren. Ein Teil scheint aus dem Bestand einer jüdischen Schule zu stammen. Das Konvolut soll langfristig in der Moses-Mendelssohn-Bibliothek archiviert und der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung gestellt werden. In einem Provenienzforschungsprojekt sollen zudem die ehemaligen Besitzer∙innen ermittelt werden, um Rückgaben der Objekte zu ermöglichen und die Namen der Beraubten ins öffentliche Gedächtnis zu rufen.
Doch bevor das geschehen kann, muss der Bestand restauriert werden, denn gegenwärtig ist aufgrund eines starken Schimmelbefalls keine Arbeit mit den Schriftstücken möglich. Der Erhalt des einzigartigen Bestands wurde im BKM-Sonderprogramm gefördert.