Zahlen und Fakten
"Es ist doch sehr bequem, wenn man berühmt ist", schreibt Rosa von Praunheim 1971 auf einer Postkarte aus New York an seinen Vater. Anlässlich seines Durchbruchs mit "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt" war er in die Stadt gereist und wurde von der lokalen Kulturszene "hofiert". Nur drei Jahre zuvor teilte er seinem Vater per Brief mit, dass er überlege, auf eine Filmhochschule zu gehen und seine Freundin Clara zu ehelichen, und bedankte sich für etwas Wäsche und ein leider defektes Mikrofon. Rosa von Praunheim wurde zu einem der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films und Pionier des queeren Kinos. Seine mehr als hundert Filme wurden weltweit auf Festivals sowie im Museum of Modern Art gezeigt und u. a. mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
Brief und Postkarte werden seit 2006 im Rosa-von-Praunheim-Archiv bewahrt, das neben 600 weiteren personenbezogenen Beständen zum Personenarchiv und damit dem Herzstück der Sammlungen der Deutschen Kinemathek gehört. Das Fundament dafür legte wiederum die Sammlung des Gründungsdirektors Gerhard Lamprecht (1897-1974). In den Vor- und Nachlässen von Film- und Fernsehschaffenden fast aller Gewerke sowie den Archiven von Firmen und Institutionen mit besonderer filmhistorischer Bedeutung sind vorwiegend unikale Dokumente überliefert: Korrespondenzen, Notizen, Recherchematerial, Finanzierungs- und Besetzungspläne, Verträge, Entwurfszeichnungen, Skizzen, Skripte, personalisierte und signierte Autogrammkarten, Noten und vieles mehr. Von 2021 bis 2022 konnten die Bestände im BKM-Sonderprogramm erstmalig umfassend konservatorisch begutachtet werden. Im Folgeprojekt werden sechs umfangreiche Bestände aus dem Personenarchiv bearbeitet. Die Archivalien werden oberflächen-gereinigt, vereinzelte Schimmelauflagerungen und Stockflecken werden einer Einzelblattbehandlung unterzogen. Sämtliche Objekte werden nach Materialarten getrennt, entmetallisiert und anschließend archivgerecht und materialschonend umverpackt.