Zahlen und Fakten

Gelsenkirchen entstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu voraussetzungslos als Bergbau- und Industriestadt in zentraler Lage innerhalb des bedeutendsten industriellen Ballungsraums Europas. Aufgrund ihres ausgesprochen breiten industriellen Profils steht die Stadt paradigmatisch für das Ruhrgebiet und dessen historische Entwicklung. Gelsenkirchen war nicht nur zeitweise die größte Kohlenstadt des Kontinents, in der mit der Gelsenkirchener Bergwerks AG einer der wichtigsten Montankonzerne Europas seinen Sitz hatte. Die Stadt war zugleich Standort bedeutender Unternehmen der Metall-und Chemieindustrie und seit den 1920er-Jahren zudem eines der wichtigsten Zentren industrieller Glasherstellung. 

Für die Rüstungsindustrie des "Dritten Reichs" waren seit Mitte der 1930er-Jahre die Hydrierwerke in Gelsenkirchen-Horst und in Gelsenkirchen-Scholven von herausragender Bedeutung. Im sogenannten "Wirtschaftswunder" war die Gelsenkirchener Industrie erneut ein wesentlicher Faktor für den Wiederaufstieg Westdeutschlands, bis sie in den 1960er-Jahren in eine Krise geriet und fortan die Herausforderungen des Strukturwandels zu bewältigen hatte.

Bei den Werksakten im Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen (ISG) handelt es sich um einen nahezu einzigartigen Quellenbestand zu Expansion, Krisen und Wandel der Ruhrindustrie und des Ruhrgebiets zwischen der Mitte des 19. und dem frühen 21. Jahrhundert. Die detailreiche Überlieferung u. a. mit technischen Zeichnungen und Plänen der einzelnen Betriebe bildet alle technischen Neuerungen über einen langen Zeitraum ab. Sie lässt eine vollständige Nachnutzung auch für konkrete Messdaten und 3D-Modellierung zu. Die rege Nutzung z. B. im Rahmen der bundesweiten Forschung zur Industrie- und Technikgeschichte zeigt, dass die Bewahrung der Bestände langfristig unverzichtbar ist. Deshalb wurden die Akten im BKM-Sonderprogramm gereinigt, entmetallisiert und fachgerecht verpackt.