

Die Erhaltung und Vermittlung von Kulturgut ist eine umfangreiche Aufgabe, die Bund und Länder bereits vielerorts gemeinsam leisten. Wie Kooperationen gelingen, Netzwerke gestärkt werden und digitale Vermittlung ausgebaut werden kann, schildert Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder. Die Kulturstiftung fördert die KEK seit deren Gründung mit jährlich 100.000 Euro.
Hilgert: Schriftzeugnisse können dann als Kulturerbe mit gesamtstaatlicher Bedeutung gelten, wenn die auf ihnen schriftlich oder bildlich überlieferten Informationen relevant für das kulturelle und historische Selbstverständnis der Gesellschaft sind, aus der sie stammen. In vielen Fällen können auch die Schriftträger selbst eine entsprechende Bedeutung haben, wenn ihre Materialität Rückschlüsse auf Schreibprozesse, historische Handwerkstechniken oder mediale Phänomene allgemein zulässt. Schriftzeugnisse, die vielfach ja auch anspruchsvoll oder sogar künstlerisch gestaltet sind, unterscheiden sich also im Hinblick auf ihre gesellschaftliche Relevanz und ästhetische Qualität nicht grundsätzlich von anderen Segmenten des beweglichen materiellen Kulturerbes.
Hilgert: Die langfristige und nachhaltige Sicherung des schriftlichen Kulturguts in Deutschland kann nur dann gelingen, wenn sie als Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird und daher auch von verschiedenen Akteuren mit ihren jeweils unterschiedlichen Kompetenzen und Kapazitäten umgesetzt wird. Dezentrale, teilweise redundante Infrastrukturen sind dafür am besten geeignet, weil sie in der Regel selbst in Krisensituationen bis zu einem gewissen Maß funktionsfähig bleiben. Wie auch beim Kulturgutschutz insgesamt sind damit Netzwerke gegenüber zentralisierten Strukturen klar im Vorteil. Insofern würde ich mir für die Zukunft eine intensivierte Kooperation zwischen Ländern und Bund im Bereich des Erhalts des schriftlichen Kulturguts sowie einen Ausbau der entsprechenden Infrastrukturen auch auf regionaler Ebene wünschen.
Hilgert: Digitale Kanäle werden für die Vermittlungsarbeit von Kulturinstitutionen in Zukunft immer wichtiger werden, weil sich das mediale Nutzungsverhalten der Besucherinnen und Besucher und Nutzerinnen und Nutzer zugunsten digitaler Angebote verändert und damit der Kreis der Personen, die gerade auch auf internationaler
Ebene von entsprechenden Vermittlungsangeboten angesprochen werden können, deutlich vergrößert. Dies beeinflusst positiv die Sichtbarkeit und den Wirkungsradius von Kulturinstitutionen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Kulturinstitutionen mit ihren durch Vielstimmigkeit, Offenheit und Kreativität gekennzeichneten Positionen einen festen Platz in den digitalen Debattenräumen einnehmen. Dazu müssen sie in mehrfacher Weise ertüchtigt bzw. ermächtigt werden. Denn es ist nicht damit getan, etwa digitalisierte Schriftzeugnisse im Internet zu veröffentlichen. Vielmehr müssen sie eingeordnet, ihr Inhalt und ihre sozial-kulturelle Bedeutung erläutert werden, und zwar in denjenigen Formaten, die zum Internet und den sozialen Medien passen. Wer also will, dass kulturerhaltende Institutionen digital präsent und kompetent sind, muss Mittel nicht nur für die entsprechenden Digitalisierungsmaßnahmen, sondern auch für die digitale Vermittlungsarbeit bereitstellen. Es ist also sowohl an den Institutionen selbst als auch an ihren Trägern, den Weg in den digitalen Kulturerhalt und die digitale Kulturvermittlung zu ebnen.
Teaserbild © Götz Schleser