Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Dresden, Deutschland
Jahr
2016–2018
Förderlinie
Kategorie
Träger
Gattung
Materialität
Überlieferungssegment
Fördersumme
36.057,00 Euro

Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, deren Kernbestand aus der Hofbibliothek des Kurfürsten August I. (reg. 1553–1586) hervorgeht, war bis 1945 teilweise im prächtigen Japanischen Palais in Dresden untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg wurden viele wertvolle Druck- und Handschriften in den vermeintlich bombensicheren Keller des Palais umgelagert, wo die Werke zwar von den Feuerstürmen der Bombardierungen verschont blieben, danach aber durch eindringendes
Grund- und Löschwasser starke Beschädigungen erlitten.

verblocktes Buch

Historisch einzigartige Quellen wie der Codex Oppoliensis von 1405, der mehrere bedeutende Rechtstexte wie das "Meißner Rechtsbuch", den "Sachsenspiegel" oder das Magdeburg-Breslauer Recht beinhaltet, lagen tagelang unbemerkt im Wasser. Nach Auslagerung und notdürftiger Trocknung trat starker Schimmelbefall auf, der zur Verklebung von einzelnen Blättern bis hin zur Verblockung ganzer Buchblöcke führte. Es ist zu hoffen, dass die Textinformationen der wertvollen Handschriften gerettet werden können, wenn es gelingt, die Blätter behutsam voneinander zu trennen. Gegenwärtig existiert für dieses Schadensbild noch keine geeignete Restaurierungsmethode. In einem KEK-Modellprojekt unternahm 2015 die SLUB Dresden gemeinsam mit Partnern erste Versuche zur Restaurierung der verblockten Handschrift. Das anschließende dreijährige Modellprojekt von 2016 bis 2018 vertiefte die entwickelten Ansätze. Im Mittelpunkt stand dabei die Analyse des Grads der Verblockung, was mit Hilfe von Raster-Elektronenmikroskop-Aufnahmen visualisiert werden konnte. Mit Fokus auf die Beschaffenheit der Papierfasern sollte geklärt werden, ob z. B. innerhalb der Verblockung einzelne Übergänge von Blatt zu Blatt noch erkennbar sind.

Neben mechanischen Trennungsversuchen mit Spezialwerkzeugen wurden Behandlungsmethoden wie die Applikation von flüssigem Stickstoff oder der Einsatz eines Unterdruckstempels zur Trennung der Blätter auf ihre Tauglichkeit hin geprüft. Schimmelpilzbestandteile, die in den Buchblock hineingewachsen sind, sollten mit Enzymen behandelt werden, die den Schimmelpilz, aber nicht die Cellulose des Papiers angreifen. Für diese Behandlungsversuche kamen eigens für das Projekt hergestellte Testpapiere zum Einsatz. Die Grundlagenforschung mit ihren umfangreichen Erkenntnissen zu diesem hochkomplexen Schadensbild steht nun für künftige Untersuchungen zur Verfügung.