Dissertationen bündeln wichtige Forschungsergebnisse und sind zugleich Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte. Ihr Erhalt stellt Bibliotheken nicht selten vor Probleme, denn als Druckerzeugnisse sind sie häufig von minderer Qualität. In der ehemaligen DDR wurden Doktorarbeiten oft mit Ormig, einem Spiritus-Umdruck-Verfahren, vervielfältigt. Anlagen wie großformatige Pläne und technische Zeichnungen waren als Braun- und Blaupausen (Diazotypien) angefügt. Ebenso gab es Kombinationen von Ormig-Seiten mit Thermokopien oder Schreibmaschinen-Durchschlägen. Dieser Materialmix macht Doktorarbeiten aus den Jahren 1950 bis 1985 fragil: Neben Säurefraß droht das Verblassen von Informationen.

In einem KEK-Modellprojekt nahmen sich vier Bibliotheken 2014 der Problematik an. Zunächst wurden 300 besonders gefährdete, größtenteils unikale Dissertationen sicherheitsverfilmt. An Mehrfachexemplaren von 30 Dissertationen wurde sodann (negativ) geprüft, ob vor einer Verfilmung nach einem "besten Exemplar" gesucht werden sollte. Die Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf Ormig-Seiten wurden abschließend in einer künstlichen Simulation von Umweltveränderungen wie Licht und Klima getestet.