Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Memmingen, Deutschland
Jahr
2019
Förderlinie
Kategorie
Träger
Schadensbild
Überlieferungssegment
Fördersumme
9.223,00 Euro

Ab Ende des 19. Jahrhunderts war die ehemalige Reichsstadt Memmingen Sitz von Verlagen und Druckereien. Herausgegeben wurden Zeitungen mit lokaler oder regionaler Reichweite, z. B. die "Memminger Zeitung" und der "Allgäuer Beobachter", sowie amtliche Bekanntmachungsblätter. Der knapp 25 laufende Meter umfassende Bestand bildet den Wandel Memmingens von der schwäbischen Reichsstadt hin zur wirtschaftlich aufstrebenden Mittelstadt im Regierungsbezirk Schwaben ab. Zeitgleich erschienene Presseerzeugnisse ermöglichen es, gesellschaftliche Diskurse nachzuzeichnen. 

Dies trifft vor allem für die letzten Jahre der Weimarer Republik und die ersten Jahre der NS-Diktatur zu: Mit dem ab 1930 erscheinenden "Allgäuer Beobachter" liegt eine historische Quelle vor, die in bemerkenswerter Weise die Propaganda einer NS-Kreisleitung in der Region dokumentiert. Die Ausgaben im Stil des "Völkischen Beobachters" enthalten antisemitische und antidemokratische Bewertungen des überregionalen Geschehens, aber auch Hinweise auf regionale und lokale Aktionen, die sich vielfach nicht in Verwaltungsakten, Vereinsarchiven oder Nachlässen finden. Nach der erzwungenen Betriebseinstellung anderer Publikationen im Rahmen der "Gleichschaltung" wurde der "Allgäuer Beobachter" zur allgemeinen Zeitung für Memmingen und Umgebung und blieb dies bis wenige Tage vor dem Einmarsch US-amerikanischer Truppen im April 1945.

Der weitgehend unzerstörte Gesamtbestand dokumentiert in vielfältiger Weise das städtische Leben in Zeiten von Monarchie, Krieg, Demokratie und Diktatur. Ziel des Projekts im BKM-Sonderprogramm ist der langfristige Erhalt der Unterlagen durch Entsäuerung. Aufgrund der hohen Benutzungsfrequenz ist anschließend eine Schutzdigitalisierung geplant, um die Originale weitgehend aus der täglichen Benutzung nehmen zu können.