Zahlen und Fakten

Ort
Karlsruhe, Deutschland
Jahr
2018
Förderlinie
Kategorie
Träger
Maßnahme
Fördersumme
5.000,00 Euro

Wie sah Europa für die Menschen des 17. und 18. Jahrhunderts aus? Um diese Frage besser nachvollziehen zu können, helfen uns die 1.300 handgezeichneten und gedruckten Karten und Pläne aus den insgesamt 28 Planbänden im Generallandesarchiv Karlsruhe. Exemplarisch wurden im Rahmen einer einjährigen KEK-Modellprojektförderung drei dieser Bände restauriert. Die Kriegs- und Festungspläne konnten dadurch wieder einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden, z. B. in der Ausstellung Fließende Räume – Karten des Donauraums 1650 bis 1800. Als internationale Wanderausstellung wurde sie in zahlreichen Städten des Donauraums in Österreich, Ungarn, Rumänien, Serbien und Kroatien gezeigt.

historische Pläne in einer Ausstellung
Eröffnung der Ausstellung "Fließende Räume" in Ungarn.

Der Ursprung der Sammlung ist auf die Interessen der Markgrafen von Baden-Baden und Baden-Durlach zurückzuführen. Privat, aber auch beruflich im Rahmen ihrer militärischen Funktionen, beschäftigten sie sich verstärkt mit Karten und Plänen. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655–1707) beispielsweise war Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen. Karten und Pläne bilden daher einen besonderen Schwerpunkt seines Nachlasses. Sie sind Teil des Hausfideikomiss (Hfk) Handschriften, die das Generallandesarchiv von der Hof- und Landesbibliothek übernommen hat. Die Objekte waren auf unterschiedlichste Art und Weise vom Zerfall betroffen. Bereits im Zuge eines vorherigen Projekts wurden sie im Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut in Ludwigsburg wegen Kupfer- und Tintenfraß behandelt. Der Schaden konnte jedoch nicht komplett behoben werden. Zum einen wiesen die Bände nach wie vor starke Einbandbeschädigungen auf, zum anderen befanden sich auch im Inneren erhebliche Schäden durch Insekten- und Mäusefraß. Außerdem löste sich die Heftung der Blätter größtenteils auf. Hinzu kamen Verfärbungen durch Wasserschäden sowie Risse im Papier.

Bei einem der Bände handelt es sich um einen Pergamentband, der im Vergleich zu den Ganzlederbänden den größten Verlust aufwies: Der Buchblock war weitgehend aufgelöst und die Buchecken aufgestoßen, sodass der innere Teil kaum mehr geschützt war. Durch die von der KEK unterstützten Restaurierung konnten sowohl die Einbände also auch die Buchblöcke wiederhergestellt werden. Hierfür mussten zuerst die Buchblöcke zerlegt werden, danach konnten durch Trockenreinigung, Neuheftung und Hinterklebung alle drei Bände stabilisiert werden.

Der Kartenbestand im Generallandesarchiv Karlsruhe gehört zu den bedeutendsten in ganz Europa. Die erfolgreiche Restaurierung stellt daher einen wichtigen Schritt für die langfristige Bewahrung wichtiger Quellen zur Erforschung frühneuzeitlicher (Kriegs-)Geschichte dar. Handschriftliche Karten und Pläne verdeutlichen die Entwicklung unserer europäischen Grenzen, die sich durch Kriege stetig verschoben haben. Heutzutage ist es in Europa zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Staatsgrenzen innerhalb der EU eine immer geringere Rolle spielen. Die restaurierten Karten und Pläne helfen uns dabei, dieses europäische Gut in seiner historischen Entwicklung zu verstehen und zu schätzen.