Tinten- und Farbfraß
Eisengallustinte
Tintenfraß ist ein weitverbreitetes Schadensphänomen bei handschriftlichen Quellen im Archiv und der Bibliothek. Da bei der Herstellung der Eisengallustinte zumeist ein unkalkulierbarer Anteil an freien Eisenionen enthalten ist, wurde schon bei der Herstellung der Grundstein für die später auftretenden Schäden (Fluoreszenz, Durchschlagen der Tinten, Herausbrechen der beschrifteten Bereiche) gelegt. Die Eisengallustinte wird seit dem 3. Jahrhundert zumeist aus einem Sud aus Galläpfeln, d. h. Auswüchsen an Eichenblättern, die durch das Einlagern befruchteter Eier der Gallwespe entstehen, zubereitet. In diesen Sud wurden in früheren Rezepten Eisennägel gegeben. Durch den Eisen(II)sulfat-Anteil wird die aufgetragene Tinte, wenn sie mit Luftsauerstoff zusammentrifft, braun bis schwarz gefärbt und das Geschriebene wird sichtbar. Die Tinte zieht wasserfest auf das Papier auf und wird als dokumentenecht bezeichnet, weil sie nicht löschbar ist.
Da das Eisen(II)sulfat beim Herstellungsprozess im Falle einer unausgewogenen Tinte nicht vollständig von der Gallsäure (Tannin) gebunden wird, liegen Anteile frei vor, die durch Umwelteinwirkungen wie Sauerstoff, Feuchtigkeit oder Schadstoffe zu Eisenoxiden unter der Bildung von Schwefelsäure korrodieren und das Papier irreversibel schädigen können. Farbfraß hat ähnliche Schadensursprünge, hierbei trägt zumeist der Kupferanteil einiger Farben zum Papierschaden bei.
Erste Hilfe
Beobachtet man Tinten- oder Kupferfraß in seinem Bestand, so ist die erste sinnvolle Maßnahme, die
Blätter zu separieren, indem man dünne säurefreie Papiere zwischen die Seiten legt. Der Schaden kann
nämlich bei direktem Kontakt auf andere Blätter übertragen werden. Bei dieser Methode muss man
aber auf die Bindung der Objekte achten. Zu viele eingelegte Blätter können die Rückenbindung zerstören. Auch sollte unbedingt auf ein schwankungsarmes Klima geachtet werden, besonders eine hohe Luftfeuchtigkeit kann den Tintenfraß beschleunigen. Ist eine weitere Behandlung erwünscht, so ist unbedingt ein·e Restaurator·in hinzuzuziehen, da die Behandlung sehr aufwändig ist und gut abgewogen
sein muss.
Phytat-Behandlung
Eine Möglichkeit bietet die von vielen favorisierte Phytat-Behandlung, welche schon seit 1995 immer
weiter verbessert und durch ein umfangreiches DFG-Projekt an der Universitätsbibliothek Marburg 2007 standardisiert wurde. Sind die Schreibflächen schon zu stark geschwächt oder ganz herausgebrochen, so kann eine Anfaserung oder Papierspaltung erwogen werden, die jedoch einen sehr starken Eingriff in die Originalsubstanz darstellt. Leichter geschädigte Papiere können durch ein mit Gelatine beschichtetes, dünnes Japanpapier gefestigt werden.
- Tintenfraß ist ein erstzunehmendes Schadensphänomen, das die Beschreibpapiere stark beschädigen kann
- Alterungsbeständige Verpackung und ein schwankungsarmes Klima können den Tintenfraß separieren und verlangsamen
- Restauratorische Eingriffe können wässrig oder nichtwässrig erfolgen