Lose Heftungen, ungeeignete Bindungen
Allgemeines
Archiv- und Bibliotheksgut liegt in verschiedenen Formen vor. Gerade bei den Akten spielen die Verwaltungstraditionen ab dem 18. Jahrhundert eine Rolle. In vielen Überlieferungen überwiegen die losen Akten, oft sind sie aber auch in einfachen Aktenheftungen (z. B. die preußische Aktenheftung) gebunden. Buchbinderisch verarbeitete Bestände liegen in den unterschiedlichsten Bindetechniken und Materialkombinationen vor. Im Archiv und dem Altbestand der Bibliothek sind das am häufigsten Halbleder- oder Pergamentbände. Je aktueller der Überlieferungs- oder Sammlungszeitraum, desto mehr überwiegen Gewebe- und Papierbände. Die Heftung hält den Buch- oder Aktenblock zusammen und ist zumeist mit Hanf- oder Leinenschnüren oder Heftbünden aus Leinen ausgeführt.
Lose Heftungen
Hat diese Heftung Schaden genommen, äußert sich dies in losen, herausfallenden Lagen. Ist eine fachgerechte Reparatur, Neubindung oder Restaurierung der Bindung nicht möglich, sammelt man die zusammengehörigen Lagen am sinnvollsten in alterungsbeständigen Umschlägen und lagert diese in alterungsbeständigen Archivkartons, Schutzbehältnissen oder offenen Stehsammlern nach DIN ISO 9706 und DIN ISO 16245-A.
Schon vorhandene Schutzvorrichtungen, wie Ziehmappen oder fünfseitig geschlossene Schuber aus Graupappe, sind zum einen wegen der nachteiligen Säurewirkung auf die Originale, zum anderen wegen der mechanischen Beeinträchtigung in zu engen Behältnissen auszutauschen. Mehrlagige Akten oder seltene Bücher sollten in jedem Fall immer eindeutig signiert und durchgängig foliiert werden, damit in Fällen loser Heftung die Zuordnung nicht erschwert wird. Rigorose Neubindungen sind zu vermeiden, da historisch wertvolle Einbände und Einbandtechniken verloren gehen können. Hier sollte man sich von Restaurator·innen beraten lassen.
Ungeeignete Bindungen
Ungeeignet sind alle Bindungen, die den Akten oder Büchern Schaden zufügen können, z. B. starre Klebebindungen bei abgebauten Papieren (Zeitungspapier) oder Seitenstichheftungen, die sich nicht gut aufschlagen lassen. Wenn die Mittel dafür vorhanden sind, kann man diese Bände umbinden oder ausbinden lassen und lose in Schutzbehältnissen lagern. Zumindest muss die Benutzung der schlecht gebundenen Bestände eingeschränkt werden, um weitere Beschädigungen zu vermeiden.
Neubindungen sollten der DIN 33902 bzw. der RAL RG 495 entsprechen. Die dort aufgelisteten Materialien sind haltbar, säurefrei und zumeist alterungsbeständig (Vorsatzpapier nach DIN ISO 9706, säurefreie Pappen, Gewebe mit Acrylatbeschichtung oder aus Leinen, weichmacherfreier oder weichmacherinnerter Leim). Bei starker Nachfrage ist eine Digitalisierung und/oder Verfilmung der Objekte zu erwägen.
- Vermeiden von Verlusten durch konsequentes Signieren und Foliieren
- Bei losen Heftungen Konvolut durch alterungsbeständige Umschläge erhalten
- Restaurierungen oder Neubindungen fachgerecht durch Restaurator·innen (Altbestand) oder Buchbinder·innen (Neubestand) ausführen lassen (DIN 33902 und RAL RG 495)
- Bindungen, die den Objekten Schaden zufügen, in der Benutzung einschränken
- Ungeeignete Bindungen auflösen oder umbinden