
Zahlen und Fakten
In dem gewaltigen Backsteinbau der evangelischen Kirche St. Marien in der Altstadt Salzwedel spiegelt sich die kulturelle Blütezeit der ehemaligen Hansestadt. Unter den weniger bekannten Schätzen der Marienkirche befindet sich auch eine kleine Büchersammlung, die zu den ältesten Kirchenbibliotheken Sachsen-Anhalts zählt. Zu ihr gehören auch wertvolle Drucke aus der vorreformatorischen Epoche, als der Pfarrer von St. Marien noch die Stellung eines Archidiakons des Bistums Verden innehatte.
Aber der hohe Grundwasserspiegel in der Niederung der Jeetze bescherte dem historischen Gebäude seit jeher ein Feuchtigkeitsproblem. Als Langzeitfolge stellten sich beträchtliche Schäden durch Insektenfraß und Schimmelbefall ein. Insbesondere die Holzdeckel sind stark betroffen. Bei den zehn mit Unterstützung der KEK-Modellprojektförderung restaurierten Bänden aus der Zeit von 1491 bis 1521 wurden diese nun ersetzt und der Schädlingsbefall durch eine längere Kältebehandlung gestoppt. Diese Maßnahmen dürften beispielgebend sein, denn im Zuge der Klimaerwärmung nimmt der tierische Schädlingsbefall immer mehr zu. Die Wiederherstellung der Einbände soll nicht nur die Bände insgesamt für die Benutzung und eine spätere Digitalisierung stabilisieren, sondern vor allem auch die für die Provenienzforschung so wertvollen Besitzeinträge vor weiterem Verfall bewahren.
Bei den für das Projekt ausgewählten Inkunabeln und Postinkunabeln handelt es sich überwiegend um Werke der mittelalterlichen Theologie, aber auch um antike Autoren (Aristoteles, Velleius Paterculus) sowie einen medizinischen Sammelband. Sie bieten damit einen repräsentativen Einblick in den Wissenshorizont der Geistlichkeit in einer altmärkischen Handelsstadt an der Wende zur Neuzeit.