Zahlen und Fakten
Die sich als islamische Reformbewegung verstehende Lahore Ahmadiyya gründete durch ihre ersten nach Deutschland entsandten Missionare 1922 in Berlin eine Gemeinde. Diese ließ in Berlin-Wilmersdorf die älteste in Deutschland erhaltene Moschee erbauen. Ab 1928 war sie Treffpunkt verschiedener Religionen und Kulturkreise: Muslimische Migrant·innen aus Ägypten, Persien, Afghanistan und dem Kaukasus gingen ein und aus, ebenso Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Martin Buber, Martin Niemöller, Thomas Mann und Hermann Hesse. Auch Christ·innen sowie Jüdinnen und Juden gehörten zur Moscheegemeinde. Der interreligiöse Dialog mündete u. a. in die Erstellung einer deutschen Koranübersetzung. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs galt die Moschee als Zentrum des Islam in Deutschland. Sie war zudem Gründungsmitglied der AG Kirchen und Religionsgemeinschaften in Groß-Berlin und trug damit maßgeblich zur Einbettung des Islam in die Berliner Nachkriegsgesellschaft bei.
Die überlieferten Unterlagen der Ahmadiyya-Gemeinde sind wichtige Zeugnisse der Geschichte des Islam in der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und der deutschen Nachkriegszeit. 2019 wurde der Archivbestand von der Gemeinde an das Landesarchiv Berlin übergeben, um ihn zu konservieren und der Forschung zugänglich zu machen. Im BKM-Sonderprogramm 2021 wurden die Archivalien restauratorisch-konservatorisch gesichert. Durch Einzelblattreinigung und Reparatur größerer Risse wurde der teilweise schimmelbedingte Materialzerfall gebremst und das Gefährdungspotenzial für Bestand und Nutzer·innen gesenkt. Im Anschluss an das Projekt ist eine Schutzdigitalisierung geplant.