Zahlen und Fakten
Imposant ist sie ohne Zweifel, die Sangerhausener Prunkbibel. Die von Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels in Auftrag gegebene versilberte Bibel gehörte zu den Vasa Sacra der 1713 im Neuen Schloss in Sangerhausen errichteten Schlosskappelle.
Der Herzog wählte dafür die Lüneburger Bibeledition von 1672, auch als Scheits-Bibel oder Sternsche Bibel bekannt, die im Verlagshaus Stern herausgegeben wurde und mit zahlreichen Kupferstichen des Künstlers Matthias Scheits (1625-1700) versehen ist. Diese ohnehin nur in 14 Exemplaren nachgewiesene Edition wird im Falle der Sangerhausener Prunkbibel durch ihren reich verzierten Silbereinband sowie eine handschriftliche Widmung von Christian von Sachsen-Weißenfels zu einem einzigartigen kunsthistorischen Zeugnis höfischer Glaubenspraxis und der Konfessionspolitik des protestantischen Fürstenhauses im frühen 18. Jahrhundert.
Im Gegensatz zu anderen versilberten Bibeln ist der gesamte Einband mit Silberblechen verkleidet, die in Flachreliefs Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigen. Verantwortlich für dieses Prachtstück Barocker Kunst ist der Goldschmied August Hosse (1657-1732) und damit der zu seiner Zeit bedeutendste Künstler dieser Profession in Halle. Allerdings ging die Zeit nicht spurlos an dem silbernen Kunstwerk vorbei. Der Einband war stark verschmutzt, teilweise korrodiert, deformiert und durch Fraßlöcher beschädigt. Durch den starken Schimmelbefall von Teilen des Papiers war eine Nutzung der Bibel ausgeschlossen und ihre Öffnung aufgrund der Instabilität der Seiten nicht möglich. Die KEK-Projektmittel wurden dazu eingesetzt, die von Schimmel befallenen Seiten zu dekontaminieren, beschädigte Seiten zu restaurieren und mit Japanpapier zu stabilisieren. Der Buchblock wurde in neue Pappdeckel eingefasst, auf die der ebenfalls gereinigte und restaurierte Silberbeschlag remontiert wurde. In diesem Zusammenhang wurden die zu einem späteren Zeitpunkt an die Prunkbibel angebrachten Schließbänder aus Messing galvanisch versilbert, um sie dem Gesamteindruck des Einbands anzupassen.
Die Bibel liegt nun neu glänzend und schutzverpackt im Magazin der Evangelischen Kirchengemeinde St. Jacobi und kann von einem geschulten Nutzerkreis für Forschungszwecke eingesehen werden.