Zahlen und Fakten
Ihr Name lässt aufhorchen: In mehr als 800 Paketen lagern knapp 3.800 "Sackkarten" in der Abteilung Hessisches Staatsarchiv Marburg des Hessischen Landesarchivs. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich Flur- und Gemarkungskarten aus dem 19. Jahrhundert, Zeugnisse der frühesten Katasteraufnahme und der ersten systematisch-geografischen Erfassung Kurhessens bzw. des preußischen Regierungsbezirks Kassel. Auf diesen Karten wurden die Gemarkungen mit größter Sorgfalt und auf die Parzelle genau eingezeichnet, was sie für die Orts- und Landesgeschichte zu einzigartigen und unverzichtbaren Quellen macht. Doch auch über die Landesgrenzen hinaus stellen sie bedeutende Zeugnisse zur Geschichte des ländlichen Raumes dar, dessen Entwicklung seit Jahren im Interesse des Bundes liegt.
Die Karten gelangten größtenteils zwischen 1880 und 1904, gefaltet und zu kleinen Paketen gebündelt, von der Regierung Kassel ins Staatsarchiv Marburg. Aufgrund intensiver und unsachgemäßer behördlicher Nutzung sowie schlechter Papierqualität und Lagerungsbedingungen waren sie bereits zu diesem Zeitpunkt nicht für die Öffentlichkeit nutzbar. Sie waren geknickt, gestaucht, deformiert oder in viele Stücke fragmentiert. Um weitere Schäden zu verhindern, wurden sie ab den 1960er-Jahren in Kunststoffsäcken gelagert, was ihnen den Spitznamen "Sackkarten" einbrachte. Dieser blieb auch nach einem Austausch der Plastiksäcke durch schadstofffreies Papier bestehen. Im BKM-Sonderprogramm können die Karten nun „aus dem Sack“ gelassen werden. Innerhalb von drei Jahren werden ein Drittel der Objekte durch einen externen Dienstleister restauriert und fachgerecht verpackt. Dadurch stehen sie ab 2026 nicht nur im Original zur Verfügung, sondern können auch für weitere Nutzungszwecke digitalisiert werden.