Zahlen und Fakten

Ort
Münster, Deutschland
Jahr
2023
Förderlinie
Kategorie
Träger
Maßnahme
Gattung
Fördersumme
47.500,00 Euro
Eigenmittel
40.000,00 Euro
Landesmittel
7.500,00 Euro
Gesamtmittel
95.000,00 Euro
Laufende Meter (Archiv)
34,00 Meter

Patientenakten bedienen ein weites Forschungsfeld: Während sie ursprünglich insbesondere von medizinhistorischem Interesse waren, ist der Forschungshorizont durch die sozialgeschichtliche Bearbeitung psychiatrierelevanter Themen und eine interdisziplinäre Herangehensweise erweitert worden. In der Folge haben sich neben klinischen auch historische, politische, gesellschaftliche, soziale und kulturelle Fragestellungen etabliert, in der neue Themenfelder der Geschichtsforschung wie Geschlechter- oder Migrationsgeschichte mittels der Patientenakten empirisch untersucht werden können. Als besonderes Spezifikum deutscher Psychiatriegeschichte ist die intensive Beschäftigung mit der NS-Zeit zu benennen, in der die Auseinandersetzung mit Psychiatriegeschichte als Gesellschaftsgeschichte bis auf die lokale Ebene hinab erforscht wird. Dementsprechend gehört die psychiatrische Überlieferung im Archiv des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) zu den am häufigsten benutzten Archivalien. Sie werden von Forscher·innen für Dissertationsvorhaben und DFG-geförderte Projekte, aber auch von Rechtsnachfolger·innen von Betroffenen ausgewertet. 

Das Archiv des LWL verfügt über eine reichhaltige Überlieferung von Patientenakten. Die Bestände der sieben Heilanstalten in Dortmund, Eickelborn, Gütersloh, Lengerich, Marsberg, Münster und Warstein mit Gründungsdaten von 1814 bis 1919 umfassen unterschiedliche Epochen, die fast alle von der Kaiserzeit über Weimarer Republik und NS-Zeit bis in die Gegenwart reichen. In einer für die Forschung herausragenden Breite und Tiefe dokumentieren sie die einzelnen Phasen der Psychiatriegeschichte. Voraussetzung für die Benutzung der Akten ist eine Reinigung, um vorhandene Kontaminationen auf eine unbedenkliche Grundbelastung zu senken. Im BKM-Sonderprogramm wird diese Maßnahme seit 2020 umgesetzt. Damit wird zudem die Grundlage für einen dauerhaften Erhalt der Akten geschaffen und eine Vorbedingung für die ebenfalls erforderliche Massenentsäuerung erfüllt.