Zahlen und Fakten

Die Kinderbuchsammlung des Philosophen, Kulturkritikers und Übersetzers Walter Benjamin (1892–1940) befindet sich seit 1985 im Besitz des Instituts für Jugendbuchforschung der Goethe-Universität Frankfurt (Main). Angelegt wurde sie nach der Geburt seines Sohns Stefan Rafael Benjamin (1918–1972). Sie beinhaltet zum überwiegenden Teil Kinderbücher aus dem 19. Jahrhundert. Neben deutschsprachigen Werken gehören zu der Sammlung auch französische Bücher, darunter das älteste Ziehbilderbuch "Livre joujou" von Jean Pierre Brès.

Benjamins Kinderbuchsammlung ist von großem kulturhistorischem Wert. Der durch die Freundschaft zu Theodor W. Adorno zum Wirkungskreis der Frankfurter Schule gerechnete Philosoph nahm in seinen Essays zu Kindheit, Kinderbüchern, Lektüre und Spiel immer wieder Bezug auf seine eigene Sammlung. So müssen seine programmatischen Schriften "Alte Kinderbücher" (1924), "Aussicht ins Kinderbuch" (1926) oder der Radioessay "Kinderliteratur" (1929) im Zusammenhang mit seiner Sammlung betrachtet werden. Ihre Geschichte war wechselvoll: Ende der 1930er-Jahre gelangte sie in Besitz von Benjamins früherer Ehefrau, der Journalistin und Schriftstellerin Dora Sophie Kellner (1890–1964), nach England. Nach deren Tod fiel die Sammlung an den gemeinsamen Sohn Stefan Rafael Benjamin. 1985 konnte sie schließlich vom Institut für Jugendbuchforschung erworben werden.

Viele Bände sind durch intensiven Gebrauch verschmutzt und durch Transporte beschädigt. Um den Originalerhalt der Sammlung sicherzustellen, wurden die Bücher trockengereinigt, entsäuert und anschließend in Klappdeckelboxen verpackt. Teilweise mussten auch gelöste Heftungen, abgelöste Buchrücken sowie beschädigte Spielmechanismen behandelt werden. Die bislang lediglich in einem Zettelkatalog erschlossene Sammlung soll in Zukunft auch im OPAC der Institutsbibliothek recherchierbar sein. In einem Folgeprojekt (DFG-LIS) ist eine Digitalisierung und Online-Präsentation der Sammlung geplant.