
Zahlen und Fakten
Gewässerdarstellungen haben eine lange Tradition in der Kartografie: Bereits auf mittelalterlichen Weltkarten, z. B. der auf Pergament gemalten "mapa mundi" des Beatus von Liébana (ca. 730–ca. 800), dienen Flussläufe und Meere der Rahmung und Strukturierung des dargestellten Erdkreises. In den folgenden Jahrhunderten rückten Gewässer- und Flussläufe selbst ins Zentrum kartografischer Darstellungen und wurden immer präziser. Sie dienten als Navigations- und Orientierungshilfe, waren zugleich aber auch Prestigeobjekte und Dekor.
Zu den wohl berühmtesten frühneuzeitlichen Rheinlaufkarten zählen die Holzschnitte der Kosmografen Martin Waldseemüller (ca. 1470–1518/21) und Sebastian Münster (1488–1552). Waldseemüllers Kartografie des Oberrheingebiets ist nicht nur ein detailliertes Porträt des Flusslaufs, sondern auch die erste publizierte Karte der Region. Auf dieser Vorlage aufbauend, schuf Münster eine monumentale fünfteilige Rheinkarte. Beide Werke sind Bestandteil der Sammlung Hellwig, die 2008 für das Landesbibliothekszentrum/Rheinische Landesbibliothek erworben wurde. Sie umfasst Einzelblätter, mehrblättrige Kartenwerke sowie Atlanten und Bücher. Neben Seidendrucken finden sich Holzschnitte, Kupferstiche, Stahlstiche und Lithographien in unterschiedlichsten Formaten. Mehrere Karten sind handkoloriert und damit unikal. Für Rheinland-Pfalz und das UNESCO-Welterbe Oberer Mittelrhein ist die Sammlung von großer regionalgeschichtlicher Bedeutung.
Im BKM-Sonderprogramm wurde der Gesamtbestand systematisch bearbeitet: Dabei wurden die Karten trockengereinigt, zum Teil im Einzelblattverfahren entsäuert und von Kupferfraß betroffene Stellen behandelt. Knickfalten wurden beseitigt und lose Gewebekaschierungen rückgeklebt. Risse und Fehlstellen wurden mit Japanpapier geschlossen. Im klimatisierten und gesicherten Rara-Magazin der Rheinischen Landesbibliothek werden die Rheinlaufkarten nun in säurefreien Mappen aufbewahrt, um den Erhalt der Sammlung Hellwig dauerhaft zu sichern.