Zahlen und Fakten
Anna Seghers (1900–1983) gilt als eine der bedeutendsten literarischen Stimmen des 20. Jahrhunderts. Ihr bewegtes Leben schlägt sich in ihrem umfangreichen Werk nieder. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und einer kurzzeitigen Verhaftung durch die Gestapo konnte sie in die Schweiz fliehen. Ihr 14-jähriges Exil prägten Aufenthalte in Paris, Marseille, New York und Mexiko-Stadt. Seghers spielte in dieser Zeit eine entscheidende Rolle für die Exilliteratur.
1947 kehrte sie nach Deutschland zurück und zog drei Jahre darauf nach Ost-Berlin. Ihre späteren, in der DDR verfassten Werke zeichnen sich trotz eines regimekonformen Stils durch inhaltliche und erzählerische Stärke aus. Das Archiv der Akademie der Künste beherbergt Seghers‘ Nachlassbibliothek, die nicht nur etwa 10.000 Buchbände, sondern auch sechs originalgetreu erhaltene Wohn- und Arbeitsräume umfasst. Der Bestand ist in seiner geschlossenen Form und seinem Zustand einzigartig. Er beinhaltet seltene Erstausgaben, Übersetzungen und kunsthistorische Bände aus der Studienzeit der Autorin in Heidelberg. Die Bibliothek kann als wichtige Inspirationsquelle verstanden werden und hat darüber hinaus unikalen Charakter, da sich in vielen Büchern Widmungen befinden. Als Teil des Anna-Seghers-Museums befindet sich der Nachlass in der nach ihr benannten Straße in Berlin-Adlershof, dem Wohnsitz der Autorin von 1955 bis zu ihrem Tod.
Durch den Verbleib der Sammlung in einem Wohnhaus, das nicht für die Lagerung von Archivbeständen geeignet ist, sind die Bücher ungünstigen Klima- und Lichtverhältnissen ausgesetzt. Hier steht die Aufrechterhaltung des authentischen Erinnerungsortes im Vordergrund. Im BKM-Sonderprogramm wird die Nachlassbibliothek nun restauriert. Nach Reinigung und mechanischer Ausbesserung an einzelnen Werken können die Originale wieder in der Gedenkstätte bestaunt werden.