Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Halle (Saale), Deutschland
Jahr
2019–2020
Förderlinie
Kategorie
Träger
Maßnahme
Materialität
Fördersumme
50.000,00 Euro

Dieses Modell eines Pferds mutet wahrlich bizarr an: Eine Mischung aus Dada und "Körperwelten", wenn man versuchen würde, es in seiner Materialität zu erfassen. Tatsächlich aber geht das anatomische Modell aus Pappmaché nicht nur der weltbekannten Wanderausstellung zu plastizierten Menschenkörpern von 1995 um einige Jahre voraus, sondern auch den Papiercollagen der dadaistischen Avantgarde. Über das ganze Objekt verstreut findet man kleine, beschriftete Papierstücke mit den Bezeichnungen der Körperteile. Sie sind weit weniger willkürlich als die Wortfetzen, die so viele grafische Werke der Moderne kennzeichnen. 

Gestaltet wurde das lebensgroße Modell durch den Anatomen und Modellbauer Louis Thomas Jérôme Auzoux (1797–1880). Noch während seines Medizinstudiums in den frühen 1820er-Jahren begann Auzoux, anatomische Modelle zu fertigen. Diese faszinierten die Fachwelt und die Bevölkerung so stark, dass er sein Repertoire auf zoologische und botanische Modelle ausweitete – mit hohem kommerziellem Erfolg. Den Vorteil, den Auzoux' Werke gegenüber anderen wissenschaftlichen Modellen hatte, war trotz seiner Einfachheit das Pappmaché: Es war wetterbeständig, günstig in der Produktion und erlaubte es, Objekte in ihre Einzelteile auseinanderzunehmen. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beherbergt derzeit 500 naturwissenschaftliche Lehrmodelle verschiedener Materialien. In einem KEK-Modellprojekt wird Auzoux' unikales Pferdemodell konservatorisch gesichert und in den Bestand integriert.