Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Offenbach, Deutschland
Jahr
2020
Förderlinie
Kategorie
Träger
Materialität
Fördersumme
80.718,00 Euro

In einem schmucklosen Kellerraum des Deutschen Wetterdiensts (DWD) in Offenbach lagert ein riesiger Haufen historischer Postkarten. Bis zu 140 Jahre sind sie alt und nicht nur deshalb äußerst wertvoll. Doch sie sind in Gefahr. Deswegen sollen die Postkarten nun gesichert werden, indem sie neu verpackt und in einen anderen Kellerraum verfrachtet werden – gleich hinter der Tiefgarage. Es handelt sich dabei nicht etwa um Urlaubsgrüße aus vergangenen Zeiten, sondern um alte Wetterdaten: penibel von freiwilligen Wetterbeobachter·innen per Hand in Tabellen eingetragene Niederschlagswerte, die sie monatlich per Postkarte an die Zentrale des Wetterdiensts sendeten, um diesen bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Karteischrank

Die Ehrenämtler·innen erhielten von der Wetterdienstzentrale ein Messgerät gestellt, ein Tagebuch, in das sie jede Messung eintrugen, sowie einen Stapel Postkarten, auf denen sie die gesammelten Werte einmal pro Monat an die Zentrale schickten. Heute geht so etwas per Internet und Handy-App mehr oder weniger in Echtzeit; viele Messungen sind automatisiert und werden durch Radarbeobachtungen ergänzt. Damals jedoch gab es nicht einmal ein Telefon. Die Postkarte war der effizienteste Weg, die Daten zu sammeln. Rund eine Million monatliche Melde-Postkarten zu den örtlichen Niederschlagsmengen haben sich von den insgesamt etwa 5.000 Nebenstellen des DWD zwischen 1881 und 1935 angesammelt. Manche Stationen wurden nur wenige Jahre betrieben, haben dann den Standort gewechselt oder den Betrieb eingestellt. Andere liefen über mehrere Jahrzehnte, wurden von einem zur anderen Freiwilligen übergeben. Entsprechend mehr oder weniger dick sind die Kartenstapel. In Karteimanier alphabetisch nach den Orten der Messung sortiert, warten sie in massiven hölzernen Schubladen eines alten Karteischranks auf ihre Umbettung.

Umverpackung von Karteikarten

Auf Dauer war das Außenlager des DWD keine Lösung, zumal in dem verarbeiteten Holz des Schranks Chemikalien stecken, die dem darin verwahrten Papier auf Dauer zusetzen. Daher wurden die Karten in die Zentrale gebracht, um im nächsten Schritt in das moderne Rollregalmagazin des DWD eingegliedert zu werden. Auf dessen rund 600 Regalmetern, verteilt auf 21 bewegliche Regaleinheiten in einem riesigen vollklimatisierten Kellerraum, sind schon jetzt knapp 15.000 Bände und Kisten mit anderen alten Wetterdaten untergebracht. Die hinteren Regale haben noch Platz für die Niederschlagskarten. Bei alldem geht es aber nicht nur darum, die alten Wetterdaten für zukünftige Forschungsprojekte zu sichern. Sie sollen zunehmend auch der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Deshalb sollen diese und andere historische Bestände des DWD mit der Zeit digitalisiert in einer Online-Datenbank verfügbar werden.