Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Bremen, Deutschland
Jahr
2017
Förderlinie
Träger
Fördersumme
5.448,96 Euro
Bilderbogen

Bilderbögen sind ein Ausdruck der Populärkultur eines Zeitalters und stellen, auch durch ihre Verbreitung in Form von Einblattdrucken, ein "flüchtiges" Genre dar, das in gesteigertem Maße vom Verschwinden und Vergessen bedroht ist. Die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen hat das Glück, ein solches Zeitzeugnis volkstümlicher und zeitgeschichtlicher Schwänke und Anekdoten aus dem Bremen des 19. Jahrhunderts in Form einer Serie von 14 Bilderbögen zu beherbergen. Das Material stammt aus einer Schenkung von 10 Einzelbögen sowie dem Ankauf einer Sammlung der ersten 12 Bögen sowie eines Einzelblattes.

Die zwischen 1873 und 1878 erschienene Serie wurde von Karl Eichenwald (1827-1904) verfasst, der unter dem Pseudonym Karl Tannen veröffentlichte und wird von Zeichnungen von Christian Iwan Töbelmann begleitet. Erschienen sind sie in der Bremer Druckerei Johann Christian Büssenschütt. Die Bögen erschienen jeweils einzeln, zu einem Festpreis von 10 Pfennig, die ersten zwölf Bögen wurden zudem als Sammelmappe unter dem Titel "Bremer Schwank & Sage in Wort und Bild für Jung und Alt" veröffentlicht. Gegenstand dieser Bremensie sind Volkserzählungen, lokale Sagen und Ähnliches. Die letzten beiden Bilderbögen bieten jedoch auch Einblicke in das zeitgeschichtliche Geschehen.

Eine Besonderheit der Bremer Bilderbögen bildet die angewandte Steindrucktechnik, denn Zeichnungen und Texte wurden als Lithographien mit einer einzigen Druckvorlage aufs Papier gebracht, weshalb der Text in lateinischer Schreibschrift gehalten werden musste. Andere Bilderbögen arbeiten dagegen mit Holzschnitten, die mit den beweglichen Bleilettern der Texte zusammen montiert werden.

Materialbedingt war die Sammlung vom Verschwinden bedroht – durch das holzschliffhaltige und damit saure Papier sowie unsachgemäße Lagerung und Handhabung. Dank der KEK konnten die Bilderbögen gereinigt, entsäuert, restauriert und schutzverpackt werden. Die Blätter wurden einzeln entsäuert und mit einem alkalischen Puffer angereichert, um den Zerfall des Papiers zu stoppen. Im Anschluss wurden sie im Stapel beschwert getrocknet und so schonend plan gelegt. Dublette Bögen – also solche in Mehrfachausführung – wurden magaziniert. Eine vollständige Serie der Bilderbögen steht jetzt der Wissenschaft zur Nutzung im Handschriftenlesesaal zur Verfügung und kann in Klapppasspartouts zusammengebunden bequem durchgeblättert werden.