
Zahlen und Fakten
Bei den sogenannten Brakteatenbüchern handelt sich um einzigartige historische Dokumente der Münzprägetätigkeit in den sächsischen Staatsmünzen Dresden und Muldenhütten. Sie fungieren als eine Art " Typensammlung" und bilden eine wertvolle Quelle der sächsischen Landes-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Weiterhin wirken sie als Zeugnisse des neuzeitlichen Geldwesens und Zahlungsverkehrs. Auf den papiernen Buchseiten wurden von 1827 bis 1948 in insgesamt 77 Bänden metallische Abschläge aller Münz- und Medaillentypen der genannten Münzprägestätten aufgeklebt oder aufgenäht. Im eigentlichen Sinne meint der Begriff " Brakteat" innerhalb der Numismatik eine hauchdünne einseitig geprägte Silbermünze des Hochmittelalters. Bei den hier vorliegenden " Brakteaten" handelt es sich um dünne Abschläge der in Dresden und den Muldenhütten geprägten Münzen und Medaillen.
Im Rahmen der KEK-Modellprojektförderung wurden 15 besonders geschädigte und gefährdete Bücher für die Restaurierung ausgewählt. Die Notwendigkeit restauratorischer Maßnahmen begründet sich in vielerlei Hinsicht und stellt zudem eine große Herausforderung dar. Es besteht dringender Handlungsbedarf aufgrund des schlechten Erhaltungszustands des Papiers und der metallischen Abschläge, der zu fortschreitendem Zerfall und bereits Verlust von Originalsubstanz geführt hat. Der Säuregehalt des Papiers und die im Klebstoff enthaltenen Schadstoffe haben zu Korrosionsbildung an den Abschlägen geführt. Das Papier ist strukturell abgebaut (Risse, Brüche), säurebelastet, zeigt Bereiche von mikrobiellem Befall (Stockflecken) und weist Verfärbungen auf. Dies bewirkt eine nachlassende Haltbarkeit der mit Fäden und Klebungen befestigten Abschläge, die in sich selbst ebenfalls Abbauprozessen unterworfen und bereits Verlusten erlegen sind. Die hauchdünnen bruchgefährdeten Abschläge müssen adäquat auf dem papiernen Trägermaterial fixiert werden, wobei darauf zu achten ist, die Montierungstechnik auf die Problematik der Materialkombination aus Papier und Metall abzustimmen. Zudem gilt es Konzepte zur Konservierung/Restaurierung der metallischen Abschläge, der Behandlung des brüchigen, säuregeschädigten und von mikrobiellem Befall belasteten Papiers zu entwickeln. Auch die Neubindung der Buchblöcke sollte so durchgeführt werden, dass so viel Altsubtanz wie möglich wiederverwendet werden kann. Außerdem ist eine Lösung erforderlich, wie besonders schwere Abschläge auf dem gealterten Papier montiert werden können.
Da die "Brakteatenbücher" als Nachschlagewerke Verwendung finden, sind sie mechanischer Belastung ausgesetzt, die den Objekterhalt gefährdet. Daher wird die Digitalisierung der Originale angestrebt.