Einband des Bürgerbuchs von Stockach.

Die im Hinterland des Bodensees gelegene Stadt Stockach war im 17. und 18. Jahrhundert als Amtsstadt der vorderösterreichischen Landgrafschaft Nellenburg von überregionaler Bedeutung. Sie bildete einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt in der Region, da sich hier mehrere Postkutschenrouten kreuzten. Eine dichte Überlieferung von Quellen aus der Frühen Neuzeit ermöglicht die Erforschung verschiedene Aspekte der Stadtgeschichte.

Schon 2019 wurden Archivalien aus dem Stadtarchiv Stockach mit Mitteln der KEK restauriert. Im Nachfolgeprojekt wurden weitere zentrale historische Bestände behandelt. Die restaurierten Unterlagen gehören zu den meistgenutzten Archivalien des Stadtarchivs und haben eine große historische Relevanz. So diente das Grundbuch von 1720 als Grundlage für einen Plan des Geometers Johann Jakob Heber aus dem Jahr 1721, dessen Kopie von 1785 ebenfalls im Rahmen des Projekts restauriert wurde. Der Plan und das Grundbuch erlauben zusammen mit den bereits 2019 restaurierten Urbaren die Untersuchung der baulichen Entwicklung nach der Zerstörung Stockachs im Spanischen Erbfolgekrieg 1704.

Zu den restaurierten Archivalien gehören auch sieben Rats- und zwei Gerichtsprotokolle. Die seit 1614 nahezu lückenlos erhaltenen Protokolle ermöglichen Forschungen zur Ordnung des Gemeinwesens, geben aber auch Einblick in das Postkutschenwesen der Frühen Neuzeit. Bei den Archivalien handelt es sich um Unikate, da eine kopiale Überlieferung nicht vorhanden ist.

Aufgrund der intensiven Nutzung der Unterlagen waren vor allem Einbände und Heftung teils in schlechtem Zustand. Ziel der Restaurierungsarbeiten war die Sicherung der Buchrücken, die Heftung der betroffenen Bücher sowie die Behebung von Papierschäden und die Reinigung von Schimmel. Sie gingen einher mit einer tieferen Erschließung der Bestände und der Integration in das Archivinformationssystem des Stadtarchivs.