Es war Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760), der die Herrnhuter Losungen ins Leben rief. Die Bibelverse sollten Christ∙innen zur Reflexion und zum Gebet anregen. Über Jahre hinweg wurde der tägliche Losungsvers von Mund zu Mund weitergegeben. 1731 schließlich wurden die Herrnhuter Losungen erstmals in Heftform gedruckt. Sie erscheinen seitdem jedes Jahr, bis heute. Man nennt die Hefte umgangssprachlich auch "Gottes Wort im Taschenbuchformat", denn für jeden Tag ist dort ein Vers aus dem Alten und Neuen Testament sowie ein Gebet oder Liedvers als Anregung notiert. Jedes Jahr sendet die Herrnhuter Brüdergemeine 2 Millionen Exemplare in über 50 Sprachen in die ganze Welt.

Am 3. Mai 1728 soll Graf von Zinzendorf die ersten Losungen für seine Gemeinde ausgewählt haben.  Letztere bestand zu großem Teil aus Glaubensflüchtigen, denen Zinzendorf auf seinen Ländereien im Osten Sachsens Zuflucht gewährte. Seit seinem Tod 1760 werden die Losungen in Vogtsdorf im Herrnhuter Land per Los gezogen – mittlerweile vier Jahre im Voraus, damit die rechtzeitige Produktion der Losungshefte gewährleistet werden kann.

Herrnhuter Losungshefte aus China, Kamerun oder Honduras: Auch im Ausland erscheinen die Losungen. Im Unitätsarchiv lagert die weltweit einzige gemischte Sammlung deutscher und fremdsprachiger Losungshefte. Die internationalen Exemplare, die teilweise aus sehr unterschiedlichen Materialien hergestellt wurden, zeugen vom weltweiten Netzwerk der Brüdergemeine und stellen ein wichtiges Kulturgut dar. Insgesamt 3.193 Bände aus 35 Ländern wurden in einem KEK-Modellprojekt analysiert, um zu prüfen, ob sie für eine Entsäuerung in Frage kommen.