Die Mecklenburg-Schweriner Hofkapelle wurde 1563 gegründet und ist heute als Mecklenburgische Staatskapelle das drittälteste Orchester Deutschlands. Zu besonderer Blüte gelangte das Musikleben im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin zwischen 1765 und 1837, als der Hof in Ludwigslust residierte und dort namhafte Virtuosen als Hofmusiker Anstellung fanden. Diese Epoche wird als "Ludwigsluster Klassik" bezeichnet. In ihrer 450-jährigen Geschichte, die von großen Chor- und Orchesterveranstaltungen mit berühmten Musikern und Dirigenten geprägt ist, sammelte die Hofkapelle viele Notenmaterialien und Archivalien an. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die Musikalien seit 1700.

Partitur Othello

Die Hofkapelle besitzt außerdem zahlreiche Nachlässe und Schenkungen Schweriner Musiker sowie Notenbestände des großherzoglichen Hoftheaters. Zu den Raritäten der Sammlung gehören zeitgenössische Abschriften von Werken Georg Philipp Telemanns (1681–1767) und Antonio Vivaldis (1678–1741) sowie ein einzigartiger Bestand von Kompositionen für Kontrabass, den 1789 Johann Matthias Sperger (1750–1812) aus Wien nach Ludwigslust brachte bzw. als Eigenkompositionen dort hinterließ. Hinzu kamen Nachlässe und Schenkungen. Die durch handschriftliche Eintragungen und Anmerkungen oft unikalen Objekte wurden 1891 an die Vorgängerinstitution der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker übergeben. Fortan bildete die Sammlung einen der Schwerpunkte der Einrichtung. Allerdings mussten die ca. 77.000 Objekte lange Zeit in Räumlichkeiten des Schweriner Doms untergebracht werden, in denen kein geeignetes Klima für die Bestände herrschte. Dies hatte Lagerungsschäden und Verschmutzungen in besorgniserregendem Ausmaß zur Folge.

Seit der Fertigstellung eines Neubaus für die Landesbibliothek 2004 haben sich die Aufbewahrungs- und Nutzungsbedingungen wesentlich verbessert. Alte Lagerungsschäden, Verschmutzungen und fehlende Verpackungen blieben trotzdem ein ernsthaftes Problem. Im Rahmen des BKM-Sonderprogramms konnte ein wichtiger Teil dieses historischen Bestands, der weit über die Region hinaus von Bedeutung ist, gereinigt, verpackt und bedarfsweise entsäuert werden. Die Musikaliensammlung steht außerdem in unmittelbarem Bezug zum UNESCO-Welterbeantrag, der zurzeit vom Landtag Mecklenburg-Vorpommern, der Stadt Schwerin und dem Bildungsministerium erarbeitet wird.