Sie zählen sicher zu den Ausnahmeerscheinungen in der Berufswelt: die Originalerhalter·innen. Tatsächlich gibt es kein einheitliches Berufsbild, das sämtliche Prozesse zum Erhalt von Schriftgut in Archiven und Bibliotheken abdeckt. Vielmehr verlangt der Originalerhalt als Querschnittsaufgabe eine ganze Reihe von Kompetenzen in unterschiedlichen Fächern und Feldern. Diese reichen von der Restaurierung und Konservierung über die Koordinierung und Strategieplanung bis hin zur Förderung und Forschung.

Beraten, vernetzen und vermitteln

Das Arbeitsgebiet der KEK führt diese Bereiche in kaum vergleichbarer Weise zusammen: Akten oder Handschriften in Archiven oder Bibliotheken länder- und spartenübergreifend koordiniert zu erhalten, erfordert in erster Linie die Zusammenarbeit vieler Expert·innen. Der Fachaustauch, die Beratung und Vernetzung von und mit Spezialist·innen bestimmt daher einen Großteil des Tagesgeschäfts. Gleichzeitig gilt es, kontinuierlich überlieferungsrelevantes Wissen an fachfremde Akteur·innen in Politik und Öffentlichkeit zu vermitteln, um die Entwicklung der KEK als Bund-Länder-Projekt voranzubringen oder für den Wert der Originale zu sensibilisieren.

handschriftliches Wörterbuch
Ebenfalls viel zu lernen hatten die pietistischen Missionare im indischen Tranquebar. Ihre Wörterbücher verwahren die Franckeschen Stiftungen zu Halle. © Jörg F. Müller

Diese Konstellation macht die KEK zu einem einzigartigen Lernort, der seit 2016 über ein wissenschaftliches Volontariat gezielt für Nachwuchsförderung geöffnet wurde. In Orientierung am Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat in Museen qualifiziert die Ausbildung in der KEK für verschiedene Aufgabengebiete in Gedächtnisinstitutionen, Fachstellen, einschlägigen Behörden oder in der Kulturpolitik. Das Volontariat ermöglicht Einblicke in die Kernbereiche Projektförderung, Strategie und Öffentlichkeitsarbeit. Die kulturpolitischen Aktivitäten auf den Ebenen Bund und Länder können dabei direkt miterlebt werden. Parallel baut sich im vertieften Umgang mit den Förderprojekten restauratorisch-konservatorisches Fachwissen zum Originalerhalt auf. Das Aufgabengebiet ist also alles andere als einseitig. Seit Juni 2021 ist Timm Wille wissenschaftlicher Volontär in der KEK. Nächste Woche schreibt er hier über seine ersten Wochen in der Koordinierungsstelle.