Seit 14 Jahren setzt sich die KEK für den bundesweit koordinierten Originalerhalt schriftlichen Kulturguts ein. Zeit für eine Bestandsaufnahme und einen Blick auf die bisher erzielten Erfolge und aktuellen Handlungsfelder. Dafür luden wir am 21. November 2024 zur ersten deutschsprachigen KEK-Tagung "Originale erhalten" in den Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin ein. Rund 120 Teilnehmer·innen waren vor Ort anwesend, weitere 150 haben die Veranstaltung per Livestream verfolgt.
Die interdisziplinäre Tagung widmete sich kulturpolitischen, strategischen und praktischen Aspekten des Erhalts von Schriftgut in Archiven, Bibliotheken, Museen und anderen Gedächtniseinrichtungen. Originale durften auf der KEK-Tagung ebenfalls nicht fehlen: Eine Ausstellung zeigte Objekte aus dem wiederentdeckten und über die KEK gesicherten Nachlass der jüdischen Schriftstellerin und Journalistin Gabriele Tergit (1894–1982). Die Ausstellung und die abschließende Abendveranstaltung "Original gelesen" zum Leben und Werk Tergits fanden in Kooperation mit der Moses Mendelssohn Stiftung statt.
Die Themenfelder der KEK-Tagung
In vier Themenbereiche gegliedert, nahm das Tagungsprogramm zentrale Aspekte des länder- und spartenübergreifend koordinierten Originalerhalts in den Blick.
Themenfeld I startete unter dem Titel "Koordinierter Originalerhalt: Bilanzierung und Erfolge" mit den in der KEK-Modellprojektförderung und dem BKM-Sonderprogramm seit 2010 umgesetzten Fortschritten. Dr. Ursula Hartwieg stellte dabei das neue Tool im KEK-Portal zur Visualisierung der bisher gesicherten Menge schriftlichen Kulturguts vor. Anhand von Beispielen aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen verdeutlichten die folgenden Beiträge von Almuth Corbach, Hans-Jürgen Höötmann und Veronika Schrieder das Engagement der Länder und die Relevanz von Landesmitteln, Landesinitiativen und -programmen sowie Beratungsstellen zur Bestandserhaltung, die als wichtige kulturpolitische Strukturen den bundesweiten Mengenerhalt von Schriftgut stützen.
Die folgenden Themenbereiche boten Praxiseinblicke in die Konzeption und Umsetzung von KEK-Projekten. Der Schwerpunkt von Themenfeld II "Überlieferungssicherung als strategische Aufgabe" lag auf angewandten Strategien der Bestandserhaltung. Dr. Matthias Bley berichtete von der einrichtungsübergreifenden Abstimmung zur Entsäuerung von Pflichtexemplaren in einer Kooperation der Landesbibliothek Oldenburg mit der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover. Der Vortrag von Johannes Untermarzoner befasste sich dagegen mit der systematischen Schadenskartierung und Schutzverpackung von Archiv- und Bibliotheksbeständen des Erzbistums München und Freising. Dr. Sonja Hillerich schilderte im Anschluss die sukzessive Sicherung von Unterlagen im Stadtarchiv Pforzheim und machte Mut, sich auch großen Herausforderungen in kleinen, aufeinander aufbauenden Einzelprojekten zu nähern.
Im Zentrum von Themenfeld III "Nachhaltiger Mengenerhalt von schriftlichem Kulturgut" standen Aspekte der wirksamen und Ressourcen schonenden Maßnahmenkonzeption. Der Vortrag von Dr. Johannes Kistenich-Zerfaß thematisierte am Beispiel des Hessischen Landesarchivs die Massenentsäuerung als effektives Verfahren gegen Papierzerfall und Grundlage einer bestandsschonenden Digitalisierung. Im Anschluss berichtete Prof. Dr. Jochen Süss vom erfolgreichen Ineinandergreifen interdisziplinärer Maßnahmen (von der inhaltlichen Neukonzeption, über die bauliche Ertüchtigung bis hin zur Restaurierung der Bestände) zur Rettung der historischen Hausbibliothek der Naturforscher Christian Ludwig und Edmund Brehm in Renthendorf. Der Beitrag von Anna Katharina Fahrenkamp stellte die Arbeit des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums vor und zeigte, wie sich durch die Entwicklung situationsgerechter und praxisnaher Lösungen mit begrenzten Ressourcen große Mengen Schriftguts fachgerecht und nachhaltig versorgen lassen.
Themenfeld IV "Kulturgutschutz, Resilienz, Prävention" mit Vorträgen von Timm Wille, Sabine Stropp und Dr. Axel Christian lenkte den Blick abschließend auf den Bereich der Notfallvorsorge und Praxisbeispiele aus dem Land Brandenburg sowie der Oberlausitz. Verdeutlicht wurde dabei die Notwendigkeit der strukturellen Stärkung des Kulturgutschutzes und die Relevanz der Implementierung eines umfangreichen Maßnahmenkatalogs. Dieser reicht von Schulungen zur Notfallvorsorge und der Gründung spartenübergreifender Notfallverbünde bis hin zur Beschaffung von Notfallboxen und Großgerät, wie etwa dem im Notfallverbund Oberlausitz mit Hilfe der KEK-Modellprojektförderung entwickelten Kulturgutschutz-Anhänger.
Die KEK-Tagung 2024 war Auftakt eines jährlich stattfindenden Formats. Die Präsentationen zu den Beiträgen sind hier abrufbar.