Hadernpapier
Aus Textilfasern hergestelltes, meist handgeschöpftes Papier. Neben Pergament war Hadernpapier bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die vorherrschende Papierart. Im Gegensatz zum Holzschliffpapier ist Hadernpapier deutlich alterungsbeständiger, da es säurefrei ist.
Handlungsbuch
Internes Verzeichnis der Geschäftsführung von Unternehmen, Klöstern oder Kommunen. Die meist detaillierten Sachangaben machen Handlungsbücher, auch als Rechnungsbücher bezeichnet, zu bedeutsamen Quellen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.
Handschrift
Handschriftlich verfasstes Dokument oder Buch. Handschriften haben unterschiedliche Formen und Formate, die von Schriftrollen über Faltbücher bis zu Kodices reichen. Ebenso heterogen sind Inhalt, Schreibstoffe und Trägermaterial, z. B. Wachstafel, Papyrus, Palmblatt, Pergament oder Papier. Vor Entwicklung des Drucks waren alle Dokumente und Bücher Handschriften. Von Autor·innen eigenhändig verfasste Handschriften werden als Autografe bezeichnet.
Handschriftenbestand
Bestand handschriftlich verfasster Texte in Form von Schriftrollen, Büchern, Briefen oder anderen Publikationen. Handschriftenbestände in Archiven und Bibliotheken sind unikal und daher im Original zu erhalten.
Heft
Papierbögen, die meist in Verbindung mit einem Umschlag zusammengeheftet sind.
Heftung
Die Verbindung einzelner Papierseiten oder gefalzter Papierbögen zu einem Heft oder Buchblock. In den meisten Fällen wird dazu ein Faden verwendet, aber auch Drahtheftungen kommen vor.
Heftungsschaden
Auflösung der Heftungen z. B. von Papierbögen durch mechanische Belastung. Eine Folge kann der Verlust des Ordnungszusammenhangs oder ganzer Schriftstücke sein.
Hektografie
Ein im 19. Jahrhundert entwickeltes Umdruckverfahren, bei dem Schriftstücke mit einer abfärbenden Vorlage (Matrize) vervielfältigt werden. Das Original wird mit einer speziellen Tinte oder speziellen Farbbändern seitenverkehrt auf die Matrize übertragen. Diese wird in eine Trommelvorrichtung gespannt, durch die mehrere hundert alkoholgetränkte, saugfähige Papiere hindurchgezogen werden. Die Kopien haben eine bläulich-violette Farbe und sind sehr lichtempfindlich. Aufgrund der Technik sind die Auflagen sehr begrenzt. Die Hektografie kam besonders bei der Herstellung von Flugblättern oder sogenannter grauer Literatur zum Einsatz.
Holz
Als Werkstoff kommt Holz vor allem bei Bucheinbänden zum Einsatz, z. B. bei Inkunabeln, Frühdrucken oder mittelalterlichen Handschriften.
Holzschliffpapier
Aus Holzfasern, dem sogenannten Holzschliff, hergestellte und ab Mitte des 19. Jahrhunderts vorherrschende Papierart. Durch säurebedingte Abbauprozesse ist Schriftgut aus Holzschliffpapier im Erhalt bedroht.
Holzschnitt
Grafisches Hochdruckverfahren sowie das Produkt desselben. Zum Einsatz kommt ein hölzerner Druckstock (xylografisches Verfahren). Zu Beginn des Buchdrucks war der Holzschnitt vorherrschend, später gewann der Kupferstich an Bedeutung, der höhere Auflagen ermöglichte.
Hygiene-Set
Ein Spezialsauger inklusive Zubehör, der in Magazinräumen von Archiven und Bibliotheken eingesetzt wird. Böden, Regale und Schutzverpackungen müssen regelmäßig mit diesem Sicherheitssauger mit HEPA-Filter gereinigt werden, um möglichen Schäden vorzubeugen.
Illumination
Künstlerische Ausgestaltung einer Handschrift bzw. Buchmalerei. Der bildhafte Buchschmuck kann gezeichnet oder gemalt sein und umfasst u. a künstlerisch gestaltete Initialen, Ornamente und Miniaturen sowie Vergoldungen.
Inkunabel
Die ersten Druckwerke, die bis zum 31. Dezember 1500 mit beweglichen Lettern produziert wurden, auch Wiegendrucke genannt. Wegen ihrer Seltenheit und kulturellen Bedeutung sind Inkunabeln im Original zu erhalten.
Inkunabelbestand
Dieses Segment umfasst Druckwerke, die bis zum 31. Dezember 1500 mit beweglichen Lettern gedruckt wurden. Inkunabelbestände sind wegen ihrer Seltenheit und kulturellen Bedeutung im Original zu erhalten.
Integrated Pest Management (IPM)
Integrierte Schädlingsbekämpfungsmethode, die besonders auf Prävention setzt (siehe DIN EN 16790). Über Maßnahmen wie Reinigung und Monitoring wird einem Befall gezielt vorgebeugt.
Japanpapier
Handgeschöpftes, zähes und langfaseriges Papier aus Japan, das aus Bastfasern von Gehölzen niedriger Wuchshöhe (z. B. Gampi, Kozo oder Mitsumata) gewonnen wird. Japanpapier wird besonders in der Papierrestaurierung verwendet, z. B. zur Schließung von Rissen oder Fehlstellen.
Karte
Zweidimensionale Abbildung eines geografischen Gebiets. Karten können als Zeichnung oder Druck vorliegen. Sie sind oft Großformate und benötigen besondere Lagerungsbedingungen, um mechanischen Schäden vorzubeugen.
Karteikarte
Kleinformatige Karte mit einer Zusammenfassung spezifischer Daten nach einem festgelegten Schema. Die Gesamtheit der Karten, die für einzelne Informationseinheiten stehen, wird in einer Kartei zusammengefasst.
Kartonage
Material aus stabilisiertem Papier, das vor allem bei Verpackungen eingesetzt wird. Im Archiv- und Bibliotheksbereich müssen Schutzverpackungen aus Kartonage den Normen DIN ISO 9706 und DIN ISO 16245 Typ A entsprechen.
Kassenbuch
Dokumentiert Barzahlungsvorgänge, z. B. Einzahlungen, Auszahlungen, Einlagen oder Entnahmen, und bildet die Grundlage zur Ermittlung des Kassenbestands in Einrichtungen.
Kettenbuch
Kodex, der mittels einer im oberen Teil des Buchrückens angebrachten Kette an einem Lesepult oder Bücherregal befestigt ist. Dies diente im Mittelalter und der Frühen Neuzeit der Ordnung, aber auch dem Schutz vor Diebstahl. Wegen des am Einband angebrachten Metalls erfordert ihre Restaurierung erweitertes Fachwissen.
Kirchenbuch
Seit dem Mittelalter geführte Verzeichnisse von Pfarreien, in denen kirchliche Amtshandlungen wie Taufen, Konfirmationen, Firmungen, Trauungen oder Beerdigungen festgehalten wurden. Kirchenbücher gelten als Vorläufer der Personenstandsunterlagen und wurden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt.
Klimaregulierung
Organische Materialien wie Papier, Pergament oder Leder reagieren empfindlich auf Schwankungen des Raumklimas. Grundlage der fachgerechten Lagerung ist daher, ein möglichst schwankungsarmes Klima herzustellen.
Kodex
Bezeichnet ursprünglich einen Stapel beschrifteter Holz- oder Wachstafeln, später einen von zwei Holzdeckeln umschlossenen Block gefalteter oder gehefteter Papyrus-, Pergament- oder Papierblätter. Diese erste Buchform löste mit der Zeit die Schriftrolle als Speichermedium ab. Vorzüge des Kodex gegenüber der Rolle sind die bequemere Handhabung und das vereinfachte Nachschlagen.
Kohlepapier
Durchschlagpapier, das auf einer Seite mit einer Kohlenstoffschicht versehen ist. Bei Druck färbt diese auf das darunterliegende Papier ab. Durch Beschreiben des Kohlepapiers auf der unbeschichteten Seite wird eine Kopie des Originals auf einem zweiten, darunterliegenden Blatt erzeugt.
Konzept
Plan oder Programm für ein Projekt im Bereich Originalerhalt. Hierzu zählen z. B. Maßnahmenplanungen auf Basis einer Schadensanalyse oder Restaurierungskonzepte für Einzelobjekte oder Objektgruppen.
Koran
Heilige Schrift des Islam. Der Koran gilt als die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed.
Korrosion
Von der Oberfläche ausgehende und im Allgemeinen von selbst ablaufende, komplexe Reaktion eines Werkstoffs mit seiner Umgebung. Korrosion bewirkt eine messbare Schädigung oder Zerstörung von Werkstoffen bzw. Werkstoffschichten. Bei Farb- oder Tintenfraß kann sie zu Stoffverlusten führen.
Krankenbuch
Sammlung von Informationen, die rund um die Gesundheitsversorgung z. B. in Krankenhäusern entstehen. Meist beinhalten Krankenbücher Angaben wie das Datum der Aufnahme, Name, Geschlecht und Anamnese mit Behandlungsgeschichte. Für die Erforschung der Sozial- und Medizingeschichte bilden sie eine einzigartige Quelle.
Kriegsschaden
Mittelbare und unmittelbare Folgen von Kriegen an schriftlichem Kulturgut. Dazu zählen Brand- und Wasserschäden, aber auch Schäden durch Beschuss, Auslagerung oder Transport.
Kupferfraß
Das zur Herstellung grüner Farbe verwendete Kupferacetat, auch Grünspan genannt, kann durch die enthaltenen Kupferionen als Katalysator des Abbaus von Papier oder Pergament wirken. Besonders von Kupferfraß betroffen sind illuminierte Handschriften oder kolorierte Drucke.
Kupferstich
Tiefdrucktechnik zur Herstellung von Grafiken sowie das Produkt derselben. Der Kupferstich entwickelte sich aus der Silberschmiedekunst und verdrängte in der Frühen Neuzeit den Holzschnitt als beliebteste Illustrationstechnik.
Lagerungsschaden
Sämtliche Folgen schlechter und/oder unsachgemäßer Lagerungsbedingungen. Dazu zählen mechanische Einbandschäden, Verschmutzungen, Schimmelpilzbefall oder andere Feuchtigkeitsschäden.
Leder
Tierhaut, die von Haaren befreit und gegerbt wurde. Leder wird in einigen Weltregionen als Beschreibstoff verwendet, in Europa ist es als Einbandmaterial bzw. -bezug gebräuchlich.
Lehrmaterial
Medien und Materialien zur Wissensvermittlung. Im Kontext des Originalerhalts zählen hierzu z. B. E-Learning-Module oder Fachbücher.
Lehrtafel
Zu Lehrzwecken genutzte, meist großformatige Roll- oder Falttafeln. Lehrtafeln können gedruckt oder handgemalt sein. Bei hängender Lagerung weisen sie oft starke mechanische Schäden auf.
Leinen
Gewebe aus Flachsfasern, das als Werkstoff vor allem als Einbandmaterial verwendet wurde. Es wird unterschieden zwischen Ganzleinen und Halbleinen, die z. B. einen Anteil Baumwolle enthalten.
Lichtschaden
Zu starker Lichteintrag führt bei vielen Materialien zu einem Ausbleichen der Schrift oder einer Verbräunung des Papiers. Säurefraß kann durch starke Lichteinstrahlung verstärkt werden. Lichtschäden stellen einen Teilaspekt von Lagerungsschäden dar.
Magazinreinigung
Mechanische Reinigung der Lagerungsräume und Regale bzw. Aufbewahrungssysteme für Schriftgut. Die regelmäßige, fachgerechte Reinigung mit neutralen Reinigungsmitteln und unter möglichst wenig Feuchtigkeitseintrag verhindert Verschmutzung und beugt Schimmelpilzbefall vor.
Manuskript
Synonym für Handschrift. Mitunter werden auch zur Veröffentlichung vorgesehene, getippte Texte oder Typoskripte als Manuskripte bezeichnet.
Marmorpapier
Von Hand verzierte Papierbögen mit marmorähnlichen Mustern, die als Vorsatz- und Überzugpapiere verwendet wurden. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde zur Herstellung von Marmorpapier z. T. säurehaltige Farbe verwendet, die zu Schäden führen kann.
Massenentsäuerung
Konservierungsverfahren zur Erhaltung industriell gefertigter, säure- und holzschliffhaltiger Papiere in der Masse (keine Einzelbehandlungen). Massenentsäuerungsverfahren haben die Neutralisation der schädigenden Säure im Papier und das Einbringen einer alkalischen Pufferreserve zum Ziel (siehe alkalische Reserve bzw. DIN 32701). Der Säurefraß wird hierdurch verlangsamt, jedoch nicht gestoppt.
Mechanischer Schaden
Entsteht bei Ausheben, Reponieren, Transport, Nutzung oder unsachgemäßer Lagerung von Schriftgut. Häufige Schadensbilder sind Risse, Knicke oder Stauchungen an Akten sowie Einbandschäden an Drucken oder gebundenen Handschriften.
Metall
Wird an bzw. in Schriftgut in verschiedenen Formen eingesetzt. Als Heftklammern führt es oft zu Schäden, daher sollten z. B. Akten stets entmetallisiert werden. Edelmetalle sind als Material von Einbänden, z. B. in Silberdeckeln oder Beschlägen, historisch wertvolle Bestandteile des Objekts und daher dauerhaft aufzubewahren.
Mikrofilm
Medium, das besonders zur Schutzverfilmung verwendet wird. Mikrofilme sind platzsparend aufzubewahren und als analoge Medienform bei optimaler Lagerung sehr lange haltbar.
Mischbestand Archiv und Bibliothek
Projektbedingt zusammengeführtes Schriftgut, das aus Bestandssegmenten der Sparten Archiv und Bibliothek besteht.
Multispektralanalyse
Untersuchungsmethode, mit der Farben, Tinten und Pigmente aufgrund ihrer unterschiedlichen Reflexionsspektren bestimmt werden können. Die Multispektralanalyse hilft bei der Festlegung optimaler Restaurierungs- und Konservierungsmethoden.
Musikalie
Handschriften oder Druckwerke, die Noten enthalten. Musikstücke können dabei in unterschiedlichen Notationssystemen festgehalten sein.
Musikautograf
Eigenhändige Notenniederschrift von Komponist·innen oder Musiker·innen. Auch handschriftliche Marginalien, Glossen und Kommentare z. B. in Notendruckwerken können Musikautografe sein.
Nachlass
Die Gesamtheit von Dokumenten aus der Registratur einer Einzelperson, Personengruppe oder privaten Einrichtung. Auch die Überlieferung von Teilen einer Hinterlassenschaft zählt dazu. Nachlässe umfassen z. B. schriftliche Werke, Arbeitspapiere, Korrespondenzen, Lebensdokumente oder Sammlungen.
Nassreinigung
Verschiedene Formen der Nassbehandlung von Papieren. Wässern oder Baden hat zum Ziel, den Alterungsprozess holzschliffhaltigen und sauergeleimten Schriftguts aufzuhalten, gewellte Papiere zu glätten oder Schimmel von hadernhaltigen Papieren zu entfernen. Bei Büchern werden die Bindungen gelöst und nur einzelne Bögen gewässert.
Nitrozellulosefilm
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er-Jahre verwendetes hochbrennbares Filmmaterial, das besondere Sicherheitsstandards in der Aufbewahrung erfordert. Selbst unter optimalen Lagerungsbedingungen bei möglichst niedrigen Temperaturen ist die Lebensdauer des Materials beschränkt.
Notfall
Notfälle bedrohen Schriftgut auf vielfältige Weise: Brände, Wassereinbrüche oder Bauschäden zählen zu den häufigsten Notfallsituationen.
Notfall-Abrollbehälter
Mobiler, absetzbarer und begehbarer Container, der im Katastrophenfall als Bergungs- und Erstversorgungszentrum für beschädigtes Kulturgut eingesetzt wird. Abrollcontainer (auch Notfall-Abrollcontainer) dienen als Lager- und Arbeitsraum und sind in der Regel mit mehreren Arbeitsplätzen, technischer Ausstattung sowie Notfallmaterial ausgestattet.
Notfallbox
Behälter mit Utensilien zur akuten Evakuierung, Sicherung und Dokumentation gefährdeten oder geschädigten Schriftguts. Eine voll ausgestattete Notfallbox enthält sämtliches Notfallmaterial, um schnell Hilfe an den Objekten leisten zu können.
Notfallmaterial
Sämtliche Ausstattung, die bei akuten Notfällen wie Hochwassern, Rohrbrüchen oder Bränden eingesetzt werden kann. Die Materialien reichen von handlichen Notfallboxen bis hin zu Bergungsgeräten für den Großeinsatz.
Notfallplan
Ablaufplan für die Reaktion auf akute Notfälle. Der Notfallplan enthält wichtige Kontaktdaten, Alarmketten, Gebäudegrundrisse und Angaben zu Ausweichquartieren für die Auslagerung gefährdeten Schriftguts.
Notfallverbund
Zusammenschluss von Einrichtungen zur Optimierung der Reaktion auf akute Notfälle. Gegenseitige Verpflichtungen werden schriftlich in Form von Notfallvereinbarungen festgehalten und in die Notfallpläne der Einrichtungen aufgenommen.
Notfallvorsorge
Projekte zur Notfallvorsorge umfassen die Beschaffung von Notfallmaterial, die Durchführung von Schulungen oder Netzwerktreffen von Notfallverbünden. Ziel ist die flächendeckende und bestmögliche Absicherung schriftgutverwahrender Einrichtungen gegen Notfälle und Katastrophen.
Notfallzug
Notfallmaterial, das in größerem Umfang, z. B. bei der örtlichen geschulten Feuerwehr, für Notfälle vorgehalten wird. Ein Notfallzug macht die schnelle, zentral koordinierte Reaktion auf Katastrophen möglich.
Notizbuch
Meist kleinformatiges Buch mit linierten, karierten oder gepunkteten Blankoseiten. Notizbücher dienen meist der Sammlung von Einfällen, Bemerkungen und Notizen aller Art.
Nutzungsschaden
Sämtliche Schäden, die bei der Nutzung von Schriftgut entstehen. Großformatige Karten z. B. erhalten bei unsachgemäßem Gebrauch Risse oder Knicke. Bei großvolumigen Bänden können durch Aufklappen und Blättern mechanische Schäden entstehen.