Schäden an Leder
Ursachen
Leder ist ein widerstandsfähiges und häufig verwendetes Einbandmaterial. Es besteht aus gegerbter Tierhaut, die in langwierigen Prozessen bearbeitet wurde, um dann von Buchbinder·innen zu Einbänden verarbeitet zu werden. Die Nutzbände wurden in früherer Zeit meistens in braun gefärbtes Leder gebunden. Im Laufe der Zeit stieg die Nachfrage nach Leder, weil immer mehr Bücher produziert wurden. Die alten Techniken der Ledergerbung, bei denen Leder teilweise jahrelang in Gerbbrühe lagerte, konnten den erhöhten Bedarf nicht mehr decken, sodass man neue Methoden entwickeln musste. Diese Maßnahmen verkürzten die Zeit der Ledergerbung, führten jedoch zu immer minderwertigerer Lederqualität. Heute sieht man diese schlechtere Qualität der Materialien vor allem an den Lederbänden, bei denen das Leder rötlich zerfällt und beim Anfassen abfärbt. Benutzer·innen kann man einen solchen geschädigten Band nicht mehr in die Hände geben.
Maßnahmen
Die einfachste Methode, diese Einbände für eine Benutzung zugänglich zu machen, ist ein Schutzumschlag für die Dauer der Ausleihe. Viele ältere Fachbücher empfehlen die Behandlung des Leders mit Lederpflegemitteln, die einen hohen Fettanteil besitzen. Forschungen ergaben jedoch, dass abgebautes Leder kein zusätzliches Fett benötigt, sondern Feuchtigkeit. Durch die Behandlung mit herkömmlichen Lederpflegemitteln wird das Leder überfettet, die Poren verschlossen (kein Luftfeuchtigkeitsaustausch) und noch schneller zersetzt. Restaurator·innen raten daher schon seit Jahren vom Gebrauch der im Handel erhältlichen Lederpflegeprodukte ab.
Bei einer ganzen Reihe moderner Ledereinbände (nach 1850) im Bestand, die das beginnende Schadensbild "roter Zerfall" aufweisen, hilft der Rat "nichts tun" jedoch nicht weiter. Haben die Einbände selbst keinen hohen dokumentarischen Wert, kann unter Umständen eine Behandlung mit einem selbstangerührten lanolinbasierten Lederpflegemittel in Betracht gezogen werden. Klar muss jedoch sein, dass diese Behandlung mehr eine kosmetische Maßnahme ist, die eine weitere, zeitlich begrenzte Benutzung der abfärbenden Lederbände ermöglicht. Der "rote Zerfall" wird nicht gestoppt, er kann durch solche Maßnahmen sogar noch beschleunigt werden. Eine vorhergehende Beratung durch eine·n Restaurator·in ist dringend zu empfehlen. In letzter Konsequenz ist eine Neubindung in einen neutralen Konservierungseinband zu erwägen.
- Erstellung eines einfachen Schutzumschlages für die Ausleihe
- Bei größeren Schäden und Unsicherheiten eine·n Restaurator·in zurate ziehen
- Keine Selbstklebestreifen auf Lederbänden benutzen
- Keine im Handel erhältliche Lederpflege benutzen (enthält zu viel Fett)
- Selbstangerührte Lederpflege (wenn überhaupt) nur bei modernen "Massenlederbänden" benutzen
- Neubindung in Konservierungseinbände für stark abgebaute Lederbände ohne historischen Wert erwägen