Schäden am Einbandmaterial
Ursachen
Einbandschäden können im Archiv und in der Bibliothek häufig beobachtet werden. Das Spektrum reicht von abgegriffenen, abgeschabten Materialien bis zu völlig auf- bzw. abgerissenen Einbandrücken. Solche Schäden sind zumeist auf unsachgemäße Benutzung und/oder ein stark schwankendes Klima zurückzuführen. Besonders organische, hygroskopische Materialien wie Holz, Leder oder Pergament reagieren stark auf Veränderungen der Luftfeuchtigkeit.
Schaden und Benutzung
Bei diesen Beeinträchtigungen muss abgewogen werden, ob lediglich ein "Schönheitsfehler" vorliegt oder ob die Funktion des Buches oder der Akte gemindert ist. Zu beurteilen ist auch, ob der Einband selten oder historisch wertvoll ist bzw. ob er eine hohe Benutzungsfrequenz hat (und somit in besonderem Maße erhaltenswert ist) oder ob es sich um einen hundertfach vorhandenen, einfach gestalteten "Archivzweckeinband" handelt.
Bestandserhaltung sollte immer aus der Benutzung heraus organisiert werden, d. h. wird ein Buch oder eine Akte oft ausgeliehen, müssen Schäden zeitnah repariert, neu gebunden oder restauriert werden. Wird ein Buch oder eine Akte nur selten oder nie angefragt, so reichen in vielen Fällen "Erste Hilfe"-Maßnahmen aus, z. B. Schutzumschläge, Kordelstopper, Schutzgurte aus Baumwoll- und Klettband oder Schutzbehältnisse. Die Häufigkeit der Benutzung kann durch Einlagezettel kontrolliert werden, die die Benutzer·innen zum einen zur besonders schonenden Behandlung des beschädigten Bandes aufrufen, zum anderen die Häufigkeit und den zeitlichen Abstand der Ausleihen dokumentieren.
- Unterscheiden zwischen "Schönheitsfehlern" und Schäden, die die Funktion beeinträchtigen
- Bestandserhaltung aus der Benutzung heraus organisieren
- Kostengünstige "Erste Hilfe"-Maßnahmen anwenden
- Historisch wertvolle Einbände fachgerecht restaurieren lassen
"Erste Hilfe"-Maßnahmen
- passgenaue Schutzbehältnisse aus alterungsbeständigem Wellkarton zum Separieren von beschädigten Objekten anfertigen lassen
- den Benutzer·innen stark beschädigte Einzelblätter nur in rundherum 2 cm breiteren Stützblätterumschlägen vorlegen; Bewegen der Seiten nur mit Hilfe der Stützblätter
- Schutzumschläge mit Klappen aus graublauem, säurefreiem Karton (120-300 g/m²) für Einbände, z. B. bei rotem Lederzerfall
- Schutzumschläge aus 120 g/m² alterungsbeständigem Papier für Schriftstücke oder Kleinschriften
- Baumwollband mit Kordelstopper, um den Verlust eines ein- oder abgerissenen Einbandrückens zu verhindern
- breite Baumwollbänder mit Klettband vernähen, um aufklaffende oder beschädigte Bucheinbände zusammenzuhalten
- einzelne oder lose Teile von Objekten in kleinen Fotoschutztaschen oder Folientaschen sammeln
- eingerissene Pläne oder Karten in großen Folientaschen aus Polypropylen (PP) oder Polyester (PET) schützen