Schäden an ab- und anhängenden Siegeln
Materialität
Siegel sind in den meisten Fällen aus Bienenwachs mit unterschiedlichsten Zusätzen (z. B. Harz, Weißpech, Farbstoffe, Pigmente, Leinöle, Streckmittel wie Sägespäne) gefertigt. Wachs ist chemisch und mechanisch wenig widerstandsfähig und daher in vielen Fällen teilweise oder ganz beschädigt. Typische Schadensbilder sind das Brechen der Siegel, das Herausbrechen von Stücken, das Verspröden oder Austrocknen der Wachsmasse und in den meisten Fällen Farbveränderungen.
Früher wendete man bei Siegeln oft eine Vollrestaurierung an, ergänzte Fehlstellen durch das Angießen von neuem Wachs, kittete Risse und versuchte, brüchige Siegel durch Tränkung mit Chemikalien wieder zu stabilisieren. Viele dieser Maßnahmen führten zu einer weiteren Zerstörung der Siegel. Heutige Restaurierungspraxis ist es, den vorhandenen Zustand mit möglichst kleinen Eingriffen zu stabilisieren.
Lagerung
Besonders wertvolle oder oft benutzte Urkunden und Siegel sollten separat in passgenauen Urkundenboxen montiert werden. Siegel können gegen Verrutschen, d. h. die Gefahr mechanischer Schäden, mit Kartonstreifen und Siegelbananen fest montiert werden. Schädigende Verpackungen von Siegeln, z. B. säurehaltige Kartonagen, Watte oder luftundurchlässige (weil mit unbekannten Zusätzen getränkte) Umhüllungen wie Leinensäckchen müssen entfernt werden, um eine weitere Schädigung der Siegelmaterialien zu verhindern. Auch dürfen Wachssiegel nicht auf saugenden Materialien gelagert oder mit saugenden Materialien umhüllt werden, da es dadurch zu einer Versprödung der Siegel kommen kann. Das Herstellen von Abgüssen der Originalsiegel sollte vermieden werden, da dabei eine große mechanische Belastung auf die alten originalen Siegel einwirkt.
Metallsiegel
Einige Siegel oder auch der Siegelschutz (Kapseln) bestehen auch aus Metallen, wie Blei, Silber oder Gold, bei denen vor allem Feuchtigkeitsschäden zu beobachten sind. Das Metall ist dann angelaufen oder hat Ausblühungen entwickelt. Solche beschädigten Siegel aus metallischen Stoffen müssen unbedingt in luftdurchlässigen Siegeltaschen separiert werden, damit keine Originalsubstanz verloren geht und die Schäden nicht auf andere Siegel übergreifen können. Gerade bei der Lagerung von Metallen sollte genauestens auf die Luftfeuchtigkeitswerte geachtet werden, da die Metalle schnell korrodieren können. Zum weiteren Vorgehen muss ein·e Metallrestaurator·in befragt werden, besonders wenn es sich um Bleikorrosion handelt. Beim Kontakt mit Siegeln aus Blei ist auch auf den eigenen Gesundheitsschutz zu achten und in jedem Fall sind Handschuhe zu tragen.
- Siegel nicht auf saugenden Oberflächen lagern oder mit saugenden Materialien umhüllen
- Nur sichernde Siegelrestaurierungen zulassen
- Abgüsse von Originalen vermeiden