Intelligentes Lüften
Lüftungsfehler nach Jahreszeiten
Ausgangssituation Winter: Außentemperatur liegt bei 3°C, innen sind es 21°C und die relative Luftfeuchtigkeit liegt innen und außen bei 50%. Da die Luft außen sehr kalt ist, kann sie wenig Wasserdampf aufnehmen. Die absolute Feuchte ist demzufolge niedrig. Nun wird gelüftet, weil man innen etwas Frischluft einbringen will, die Temperatur innen kühlt ab. Heizt man nach dem Fensterschließen den Raum wieder auf, sinkt automatisch die relative Luftfeuchtigkeit, denn die vorher kalte Luft kann durch das Erwärmen mehr Wasserdampf aufnehmen. Die relative Luftfeuchtigkeit ist stark abgesunken. Eine solch starke Schwankung ist schädlich für alle organischen Materialien.
Ausgangssituation Sommer: Außentemperatur liegt bei 25°C, innen sind es nach dem kalten Winter 15°C. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt innen und außen bei 50%. Da die Luft außen warm ist, kann sie mehr Wasserdampf aufnehmen. Die absolute Feuchte ist demzufolge hoch. Nun wird gelüftet, weil man innen Frischluft einbringen und den Raum auch etwas erwärmen will. Die Temperatur steigt leicht an. Da die wärmere Außenluft mehr Wasserdampf aufnehmen kann, steigt innen die relative Luftfeuchtigkeit, auch wenn der ausgekühlte Raum die aufgenommene Luft wieder herunterkühlt (Gefahr von Kondensationsfeuchte).
- Winter: Gelangt kalte Außenluft in den wärmeren Raum, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit
- Sommer: Gelangt warme Außenluft in den kühleren Raum, steigt die relative Luftfeuchtigkeit (Gefahr von Kondensationsfeuchte)
Zweckmäßiges Lüften
In vielen Archiv- und Bibliotheksbauten besteht keine Möglichkeit der technisch gelösten passiven oder aktiven Klimatisierung. Hat man, besonders in Magazinräumen, ein gutes Klima erreicht und bewegt sich nahe der Idealwerte von 18-20 °C und 50% Luftfeuchtigkeit, könnte man die Räume strikt gegen äußere Einflüsse abschotten, um ein schwankungsarmes Klima zu halten. Dies ist in der Realität jedoch nicht machbar, da ein gewisser Luftaustausch auch in wenig genutzten Magazinen gewährleistet sein muss, um Mikroklimata (Schimmelbildung) und Sauerstoffmangel zu vermeiden.
Zu beachten ist hierbei jedoch, dass Magazine keine dauerhaften Arbeitsplätze sind. Der Luftaustausch kann deshalb relativ gering gehalten werden und orientiert sich nicht an den Lüftungsraten von Arbeitsräumen. Beim "intelligenten Lüften" sollte darauf geachtet werden, relativ kurz zu lüften, weil ein kurzer Zeitraum ausreicht, um einen ausreichenden Luftaustausch herbeizuführen. In der unmittelbaren Nähe der Fenster oder Lüftungsklappen dürfen sich keine Objekte befinden, da die kurzzeitige Klimaschwankung Schäden an den Objekten hervorrufen kann.
Absolute und relative Luftfeuchtigkeit
Bevor man die Fenster öffnet, sollte man immer prüfen, wie die äußeren Verhältnisse (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) sind. Dabei muss man beachten, dass besonders in den kalten Monaten die absolute Feuchte sehr niedrig sein kann, da kalte Luft viel weniger Feuchtigkeit als warme Luft aufnehmen kann. So kann die gemessene relative Luftfeuchtigkeit innen und außen gleich sein, durch die unterschiedliche Temperatur weicht die absolute Feuchte aber stark von einander ab.
Lüftet man im Winter, gelangt die kalte Außenluft in den wärmeren Raum, wird dadurch aufgeheizt und
könnte nun theoretisch mehr Wasser aufnehmen. Da aber nur ein geringer Wassergehalt von Außen mitgebracht wurde, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit im Raum, wodurch dieser austrocknet. Dies kann bei höherer Luftfeuchte innen gewünscht sein und genutzt werden (zur Vermeidung von Schimmelbildung). Will man nur Frischluft einlassen, so sollte darauf geachtet werden, die Luft innen nicht zu stark auszutrocknen, es sei denn, man hat die Möglichkeit einer zusätzlichen Befeuchtung.
Umgekehrt kann warme Außenluft viel Wasser aufnehmen und dementsprechend sehr feucht sein. Um hier beim Lüften nicht zu viel Feuchtigkeit in den Raum zu holen, sollte man die kühleren Morgenstunden für den Luftaustausch nutzen. Ständig einen Spalt geöffnete Fenster sind weder sonderlich energiebewusst, noch lassen sie ein kontrolliertes Klima zu.
- Regelmäßiger Luftaustausch ist im Magazin viel weniger nötig als in Arbeitsräumen
- Kurzes und kontrolliertes Lüften bevorzugen
- Vor dem Lüftungswunsch immer die äußeren Klimabedingungen prüfen und das Lüften danach richten
- Ständig geöffnete Fenster lassen kein kontrolliertes Klima zu