Die DIN 32701
Prüfung der Wirksamkeit von Entsäuerungsverfahren
Über gut ein Jahrzehnt bildete die "Empfehlung zur Prüfung des Behandlungserfolges von Entsäuerungsverfahren für säurehaltige Druck- und Schreibpapiere" von Hofmann/Wiesner die wichtigste Grundlage für die Qualitätssicherung von Massenentsäuerungsprojekten. Nun liegt mit der DIN 32701 eine Norm vor, anhand der im Rahmen einer Auftragsvergabe und -abwicklung die Wirksamkeit von Entsäuerungsverfahren mittels Testpapiere überprüft werden kann. Die Zusammensetzung dieser neuen Testpapiere und die Untersuchungsmethoden berücksichtigen auch neueste Studien zum Alterungsverhalten von Papier.
Beschaffenheit der Testblätter
Im Gegensatz zur DIN-Empfehlung werden Testblätter statt Testbücher verwendet. Das neue Testpapier ist ligninfrei (holzfrei), jedoch mit einem sauren pH-Wert sowie einem Säureüberschuss versehen und ähnelt so dem originalen Papier, ohne jedoch schon vorgeschädigt zu sein. Das Testpapier besteht aus gebleichtem Sulfitzellstoff mit Hemicellulosen sowie anderem gebleichten Faserstoff (z. B. Kraftzellstoff). Die Leimung ist eine Harz-Alaun-Leimung.
Da die in Archiven und Bibliotheken vorkommende Papiere sehr heterogen sind und sich in Säuregehalt, Dicke, Porosität, Oberflächenleimung und Beschichtung stark unterscheiden, würden sich bei Messungen an Originalpapieren sehr unterschiedliche Ergebnisse zeigen. Umgekehrt bedeutet das auch, dass die Messergebnisse anhand der Testpapiere nicht 1:1 auf alle historischen Papiere gleichermaßen entsäuert werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Mehrzahl der nach DIN 32701 behandelten Papiere erfolgreich, sprich: nachhaltig entsäuert sind.
Verfahrens- und Routinekontrolle
In der neuen Norm gibt es ebenfalls nach wie vor neben der Verfahrensvalidierung (Verfahrenskontrolle) auch eine Routinekontrolle im laufenden Betrieb. Die Verfahrensvalidierung muss alle drei Jahre oder nach Änderungen des Verfahrens bzw. Materials stattfinden. Die Tests, welche in der Verfahrensvalidierung absolviert werden müssen, liefern Angaben über den pH-Wert im Kaltextrakt, die alkalische Reserve, die Gleichmäßigkeit der Entsäuerung, den Polymerisationsgrad der Cellulose und deren Zugbeanspruchung. Der pH-Wert des Testpapiers muss nach der Entsäuerung und vor der beschleunigten Alterung einen Wert von 7,0 erreichen, die alkalische Reserve mindestens 0,5 Ma-% MgCO3.
Die in der älteren DIN-Empfehlung genannten Obergrenzen entfallen bei der DIN 32701, da papiertechnische Untersuchungen ergeben haben, dass auch höhere pH-Werte und eine höhere alkalische Reserve für die Papierstabilität unkritisch sind. Grundsätzlich ist eine höhere Alkalireserve (deutlich höher als 0,5 Ma-%) anzustreben. Eine wirkliche Neuerung der neuen Norm ist die Messung des Polymerisationsgrads, der nur an holzfreien Papier in Speziallaboren gemessen werden kann. Der Polymerisationsgrad beschreibt die durchschnittliche Kettenlänge eines Polymers wie Cellulose.
- Die Norm DIN 32701 gibt die Qualitätsanforderungen vor, nach denen Massenentsäuerungsverfahren anhand von Testpapieren überprüft werden können
- Neu ist hierbei die Qualitätsprüfung anhand der Messung des DP-Wertes, d. h. des Polymerisationsgrads, welcher nur an holzfreien Papieren gemessen werden kann