Behandlung von Schimmelbefall
Sprüh-Behandlung
Die Methoden zur Behandlung von Schimmelbefall haben in den letzten Jahren viele Veränderungen erfahren. Ging man vor einigen Jahren noch davon aus, dass eine Sprüh-Behandlung mit 70% Ethanol den Schimmel desinfizieren und abtöten würde, so ist man nach neuen Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Sprüh-Behandlung mit Ethanol nicht nur zu viel Feuchtigkeit in die Objekte einbringt, sondern sogar zu einem beschleunigten Wachstum von aktivem Schimmel führen kann. Von einer Reinigung mit im Haushalt gebräuchlichen Desinfektionsmitteln oder Feuchttüchern ist vollkommen abzuraten.
Gründliche Reinigung
Auch wenn auf diesem Wege keine Abtötung der verkapselten Sporen stattfindet, stellt eine gründliche Reinigung die beste Methode der Schimmelbehandlung dar, da eine signifikante Abnahme der Keimzahlen erreicht wird. Durch eine nachfolgende, einwandfreie klimatische Aufbewahrung wird der erneute Ausbruch des Schimmel langfristig verhindert.
Begasung und Bestrahlung
Auch Abtötungsverfahren, wie das Begasen mit Ethylenoxid oder das Bestrahlen mit Gammastrahlen, sind in die Kritik geraten. Beide Verfahren sind zwar effektiv und töten den aufliegenden Schimmel und die Sporen weitgehend ab, es sind aber einige gravierende Nebenwirkungen zu erwarten. Das Ethylenoxid der Begasung kann z. B. länger als bisher angenommen in den Objekten verbleiben, wird über die Haut aufgenommen und wirkt krebserregend. Auch sind einige chemische Auswirkungen sowie stark giftige Nebenprodukte dieser Anwendung bekannt. Vergilbungen, Entfärbungen und eine sinkende Widerstandskraft des Papiers gegen neuerlichen Schimmelbefall sowie eine Übersäuerung des Papiers wurden in diesem Zusammenhang festgestellt. Die Gammabestrahlung dagegen weist keine chemischen Rückstände auf, kann jedoch negativ auf die Stabilität des Papiers wirken, insbesondere dann, wenn das Papier bereits Abbauprozesse aufweist.
Vakuumbehandlung
Eine auf den ersten Blick schonendere Variante stellt die Vakuumbehandlung der Objekte dar. Bedenklich ist dabei die zu starke, warme Trocknung der Materialien. Da keine der verkapselten Sporen zerstört wird, muss unbedingt auf eine anschließende gründliche Reinigung der Materialien Wert gelegt werden. Diese Methode stellt somit keine Schimmelbehandlung, sondern lediglich eine Trocknung (mit Abtötung von lebenden Schimmelkulturen) der Papiere dar.
Die gründliche Reinigung, die nach neuesten Erkenntnissen in den meisten Fällen sogar als alleinige Schimmelbehandlung ausreicht, muss in jedem Fall durchgeführt werden. Auch wenn Sporen vorher abgetötet wurden, entfaltet der aufliegende Schimmel seine allergene Wirkung. Des Weiteren sollte man sich vergegenwärtigen, dass eine Schimmelbehandlung keinen prophylaktischen Schutz vor einem erneuten Schimmelbefall bietet. Lagert man behandeltes Material weiter bei ungeeigneten klimatischen Bedingungen, kann der Schimmel jederzeit wieder auftreten. Bei Schimmelverdachtsfällen ist in jedem Fall die Meinung eine·r Restaurator·in einzuholen. Nur er·sie kann im Einzelnen die Art der geeigneten Behandlung empfehlen.
- 70% Ethanol (Alkohol) reicht als Sprüh-Desinfektionslösung nicht aus
- Begasung und Bestrahlung sind effektive Verfahren, jedoch mit erheblichen Nebenwirkungen.
- Eine Schimmelbehandlung ist keine Prophylaxe gegen erneuten Befall
- Die gründliche mechanische Reinigung ist die wichtigste Maßnahme nach jedem Schimmelbefall und in den meisten Fällen als alleinige Schimmelbehandlung ausreichend