Einfrieren und Gefriertrocknen
Einfrieren
Nachdem alle Objekte für das Einfrieren vorbereitet worden sind, müssen sie schnellstmöglich bei mindestens -20°C eingefroren werden. Es ist deswegen sehr wichtig, dass man im Notfallplan bereits vorher recherchiert hat, wo größere Mengen an durchnässtem und potentiell verschimmelten Material eingefroren werden können. Das Einfrieren kann bis zu mehreren Tagen dauern. Dadurch wird beginnendes Schimmelwachstum gestoppt, evtl. vorhandener Insektenbefall abgetötet (das Einfrieren muss dafür jedoch mindestens drei Wochen lang erfolgen) und weitere Schädigungsprozesse vermieden.
Gefriertrocknen
Anschließend können Dienstleister·innen für die Gefriertrocknung gesucht werden. Eine vorhandene restauratorische Betreuung bei dem·der Dienstleister·in ist empfehlenswert. Um die Kosten der Gefriertrocknung zu ermitteln, ist es hilfreich, wenn man das ungefähre Gewicht der eingefrorenen Objekte kennt. Vor der Gefriertrocknung werden die noch gefrorenen Kulturgüter aus den Behältnissen entnommen. Die Folie kann nun entfernt werden, da diese lediglich dazu diente, die Materialien beim Einfrieren nicht aneinander frieren zu lassen. Je weniger fest und aufwändig man die Pakete verpackt hat, desto leichter ist es nun, die Materialien aus den Folien zu befreien. Die Objekte werden in die Gefriertrocknung gegeben und je nach Anlage durch Zugabe von moderater Wärme und/oder Stickstoff im Vakuum gefriergetrocknet.
Die Gefriertrocknung erfolgt nach dem Prinzip der Sublimation, d. h. das Eis in der Anlage wird in den gasförmigen Zustand ohne den Umweg über die flüssige Phase überführt. Dies sorgt dafür, dass die Objekte ohne die Nachteile des Auftauens (weitere Bildung von Wasserrändern, Fortgang des eventuell gebildeten Schimmels, weiteres Auslaufen von Tinten oder Stempeln) schonend getrocknet werden. Nach der Gefriertrocknung, die je nach Anlage 1-4 Wochen dauern kann, werden die Objekte noch einige Tage leicht beschwert im Normalklima gelagert, um sie zu rekonditionieren und dem Papier die durch das Vakuum entzogene Feuchtigkeit wieder zuzuführen.
Dekontamination und Trockenreinigung
Wenn keine weiteren Schäden an den Objekten vorhanden sind, können die Materialien nach dem Gefriertrocknen sofort wieder benutzt werden. Geprüft werden sollte jedoch gründlich, ob sich durch die Feuchtigkeit der Notfallsituation Schimmel gebildet hat. Auch auf einen etwaigen Schädlingsbefall ist ein Augenmerk zu legen. Wenn dies der Fall ist, so müssen die Objekte einer weiteren Dekontaminationsmaßnahme (z. B. einer Stickstoffbegasung) oder einer gründlichen Trockenreinigung (in den meisten Fällen ausreichend) unterzogen werden.
Da ein vorhandener Schimmelbefall durch das Einfrieren und Vakuumtrocknen fast sicher inaktiviert worden ist, ist eine zusätzliche Gammabestrahlung, welche die Celluloseketten der Papiere massiv schädigen könnte, in den meisten Fällen nicht nötig. Sporen werden durch die Vakuumbehandlung zwar nicht abgetötet, jedoch kann man davon ausgehen, dass sich diese überall befinden. Auch mit Gammastrahlen behandelte Objekte können jederzeit wieder mit Schimmel besiedelt werden, wenn das Klima der Lagerung nicht stimmt. Ist man unsicher, sollte man sich von Restaurator·innen beraten lassen.
Die Reinigung der schimmelbetroffenen Bestände kann durch Dienstleister·innen, die mit dem Umgang mit Archiv- und Bibliotheksgut vertraut sind, erfolgen. Empfehlenswert ist dabei immer eine fachliche Begleitung durch restauratorische Fachkräfte. Gereinigt wird unter der Mikrobiologischen Sicherheitswerkbank mittels Latexschwämmen, Druckluft und Mikrofasertüchern.
Weitere Benutzung
Verfärbungen, die durch den Schimmel entstanden sind, können durch eine Trockenreinigung nicht entfernt werden. Um nachfolgende Benutzer·innen nicht zu verunsichern, ist es hilfreich, einen Merkzettel oder eine Notiz in das Objekt einzulegen, damit klar ist, dass die Objekte gereinigt worden und trotz Verfärbungen benutzbar sind.
Wenn die Objekte bei der Erstversorgung gut gereinigt und Verformungen gut ausgerichtet worden sind, ist mit weniger erforderlichen Nacharbeiten zu rechnen. Weitere, vor allem mechanische Schäden am Buchblock, Einzelblatt oder Einband, wie Einrisse, Verformungen oder Fehlstellen, müssen durch restauratorische Fachkräfte bearbeitet werden. Oft bietet sich auch eine konservatorische Behandlung und das Anpassen eines konservatorischen Schutzbehältnisses aus Well- oder Vollkarton an, das der DIN ISO 16245-A entsprechen sollte.
- Gründlich überprüfen, ob ein Schimmel- oder Schädlingsbefall vorliegt
- Bei Verschmutzungen oder Schimmel muss eine restauratorisch begleitete Trockenreinigung angeschlossen werden
- Gammabestrahlung genau abwägen
- Weitere Schäden sollten durch fachkundige Dienstleister·innen behoben werden